"Aufgewacht, die Sonne lacht!" Von diesem Spruch halten wir nicht allzu viel, vor allem wenn uns die Sonne gerade so über den Horizont spitzelnd hämisch entgegen grinst. Der Handywecker hat wieder seine liebe Not, uns aus den Federn zu bekommen. Die Tage sind lang, voll mit Abenteuern und die Nächte kurz. Das macht es uns allmählich immer schwerer morgens frisch wie junge Rehe im Morgentau aus der Kiste zu hüpfen. Sobald unsere Gedanken aber zu den noch bevorstehenden Abenteuern gleiten, kommt sofort Wallung in unsere Arterien und die Abenteuerlust hat uns wieder fest in ihrem Bann. Nach Kaffee und einem ordentlichen Frühstück lechzend, folgen wir dem herrlichen Duft vom Frühstücksbuffet wie im Autopiloten, nehmen einen kräftigen Schluck vom heißen, Leben in unsere Glieder spülenden Bohnen-Gebräu. Das Büffet kann sich auf was gefasst machen. Es ist 6 Uhr morgens.
Vor dem Sails in the Dessert warten zwei Ranger von Se-It Outback Tours und haben heute einiges für uns auf Lager. Wir springen in unsere Land Rover und machen uns auf den Weg in Richtung Mount Connor. In der Ferne ist er langsam schon zu erkennen.
Auf unserem sandigen Weg liegt der ausgetrocknete Salzsee Lake Mackay, an dessen Ufer wir halten, fasziniert unsere Füße auf die salzige Kruste setzen und auf ihn hinaus schlendern. Die Ranger haben einigen interessanten Input los zu werden, wir lauschen gespannt und suchen nach in der Salzkruste eingeschlossenen mumifizierten Viechern, von denen die Ranger gerade berichten.
Nach etwa einer Stunde auf dem Salzsee cruisen wir über Sandpisten weiter zu einer Cattle Farm, sprich einer riesigen Rinderfarm in Familienbesitz. Das Farmer-Ehepaar treffen wir leider nicht, sie haben alle Hände voll zu tun, Mr. Farmer kümmert sich irgendwo da draußen um Reparaturen an den Zäunen und Mrs. Farmer treibt mit dem Farm-Helikopter irgendwo anders Rinder zusammen. Immerhin spazieren hier auf dem stolzen 60 x 40 Kilometern eingezäuntem Areal die Rinder frei in der Pampa rum. Während wir an der Wasserstelle, von Rindern weit und breit keine Spur, wieder den interessanten Infos der Ranger lauschen, irritiert uns der am Boden liegende, in der Gluthitze verwesende Kadaver eines Kalbes, das wohl das Gedränge bei einer kürzlichen Verlade-Aktion nicht überstanden hat.
Mount Connor rückt auf unserem Weg immer näher. Mittlerweile sind wir einige Stunden on Tour und die Mägen beginnen zu knurren. Auf halber Strecke zum Berg machen wir an einem etwas Schatten spendenden Baum Rast. Während wir Sandwiches futtern und ordentlich Wasser in uns schütten, treten wir fast in ein Ameisen-Nest, versteckt im Laub am Fuße des Baums. Zum Glück merken wir es gerade noch, denn die Biester sind verdammt aggressiv und ziemlich groß. Gebannt beobachten wir das Gewusel der Krabbler, die wegen unserer Anwesenheit sichtlich unentspannt sind. Sie haben Respekt einflößend große Kiefer und sind überhaupt ziemlich groß, locker 12mm. Ich bleibe in gebührendem Abstand und beobachte die Viecher aus sicherer Entfernung durch mein Zoom-Objektiv. Silvia tut es mir gleich, wagt sich aber etwas näher heran. Das nutzt eine Ameise unbemerkt aus und schleicht sich gewieft an Silvia heran. Plötzlich schreit Silvia auf, das Biest hat sie hinterm Ohr gebissen und das ist verdammt schmerzhaft, wenn auch zum Glück nicht weiter schlimm, da die Ameisen nicht sehr giftig sind. Schnelles Kühlen verschafft etwas Linderung, Silvia muss jetzt allerdings während unseres weiteren Weges heute etwas unter Beobachtung bleiben.
Hier wird nach potenziellen Störenfrieden und Opfern Ausschau gehalten.
Ganz schön tückisch und unauffällig, das Ameisen-Loch dieser Gattung. Übersieht man schnell mal. Gnade Gott dem, der da mal versehentlich reinlatscht.
Nach diesem Schreck und der Stärkung geht es weiter, direkt an den Mount Connor. Auf einem kleinen Aussichtsplateau können wir den Blick über die Ödnis schweifen lassen. Leider nicht sehr aufregend, daher hat es auch kein Bild davon in diesen Post geschafft. Aus einer gewissen Distanz betrachtet übt Mount Connor, immerhin 700 Millionen Jahre alt, aber durchaus seinen Reiz aus.
Mittlerweile ist es Nachmittag und wir machen uns auf den Rückweg zum Hotel. Auf dem Weg dorthin kommen wir dem sagenumwobenen Ayers Rock oder auch Uluru sehr nahe. Auf unseren Wegen über Sandpisten kommen wir immer wieder an Gerippen von verendeten Tieren vorbei. Die Hitze, die Wasserarmut und karge Vegetation fordern oft ihren Tribut.
Die Strukturen im Fels regen die Fantasie an und nicht selten erkennt man Gesichter, Schädel und Ähnliches. Nicht ohne Grund ist der Ayers Rock das unumstößliche Wahrzeichen und Heiligtum der Aborigines. Der Fels zieht uns in der Vorbeifahrt schon ungemein in seinen Bann. Zunächst geht es aber erst mal zurück zum Hotel. Für heute sind von Seiten der Land Rover Experience keine weiteren Aktivitäten geplant, sodass der Rest des Tages bis zum gemeinsamen Abendessen zur freien Verfügung steht. Es stehen verschiedene Möglichkeiten zur Zerstreuung zur Verfügung. Manche der Gruppe gehen an Bord eines Heli für einen Rundflug, andere springen mit einem Fallschirm aus eben diesem. Karsten, Fabian, Christian und ich schauen uns in der Hotel-Lobby sitzend unentschlossen an, dann wandert unser Blick auf die Autoschlüssel in unseren Händen, mit denen unsere Finger spielen. Wieder kreuzt sich unser Blick, dieses Mal mit entschlossener Miene, ein kurzes Nicken reicht, jeder von uns weiß was jetzt auf dem Plan steht. Wir schwingen uns in unsere Landies und brummen direkt zum Ayers Rock.
Bis zum Abendessen bleiben uns etwa drei Stunden Zeit. Um Uluru führt ein Rund-Wanderweg, den wir anpeilen, aber nur zur Hälfte durchziehen. Zum einen ballert noch ziemlich heftig die Sonne runter und dort gibt's fast keinen Schatten und natürlich drängt auch irgendwann die Zeit. Die Felsstrukturen aus der direkten Nähe zu sehen und teilweise auch betreten zu können ist verdammt cool und die Oberfläche des Steins faszinierend. An manchen Ecken am Wanderweg gibt es auch etwas Vegetation und ein Wasserloch, das wegen der Hitze komplett ausgetrocknet ist. Durch die Abendsonne und den feuerroten Fels ergibt sich ein tolles Farbenspiel. Um Uluru im Ganzen im Sonnenuntergang genießen zu können, machen wir uns mit unseren Autos auf die Socken zur nahe gelegenen Uluru Sunset Viewing Area. Zur Primetime haben wir dort einen der besten Plätze ergattert. Aus Zeitgründen können wir leider nicht bleiben bis die Sonne hinterm Horizont verschwindet, sondern müssen vorher aufbrechen. Bis dahin genießen wir allerdings in vollen Zügen die Show und können das nur jedem weiter empfehlen.
Auf den Ayers Rock führt auch ein steiler Fußweg. Allerdings sollte man das meiner Meinung nach lassen. Von da oben sieht man nur weit und breit Ödnis und nix Aufregendes, der Aufstieg ist nicht ungefährlich, in der prallen Sonne extrem anstrengend und man tritt das Heiligtum der Ureinwohner sprichwörtlich mit Füßen!
Mittlerweile sind wir verdammt spät dran und müssen schauen, dass wir es noch rechtzeitig zum Essen fassen zurück schaffen. Also aufgesattelt und ab die Post. Verträumt und etwas nachdenklich beobachte ich im Rückspiegel wie sich der Ayers Rock allmählich von uns entfernt, wir werden ihn vermutlich nie wieder sehen.
Den Abend verbringen wir noch gemütlich mit ein paar feuchtfröhlichen Bierchen an der Hotelbar und kommen heute auch mal etwas früher in die Kiste als die Tage zuvor. Morgen geht's wieder ans Eingemachte. Nachdem die letzten beiden Tage ziemlich tourimäßig waren, ist morgen wieder Offroad-Strecke schrubben und campen in der Wildnis angesagt. Das hat uns auf jeden Fall gefehlt. Auch wenn die beiden, gerade verlebten Tage super und verdammt interessant waren, sind wir ja eigentlich hier um auf vier Rädern durch den Staub zu pflügen wie zum Beginn unserer Tour hier in Down Under.
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