Dienstag, 21. April 2015

Get on Board testet die Vision 4 SL von LeBoat - Was kann das Flaggschiff?



Hallo Leute,

vor Kurzem war ich wieder mal mit einem Hausboot von LeBoat unterwegs. Dabei handelte es sich um deren Flaggschiff, die Vision 4 SL, die sie uns für drei Tage/Nächte zur freien Verfügung stellten. LeBoat hat mich gefragt, ob ich nicht über die Vision schreiben möchte. Darüber habe ich mich sehr gefreut und sage natürlich nicht nein. Und hier ist er nun, mein Test der Vision.

Die Vision ist als Flaggschiff das größte Schiff in der Flotte. Sie ist 14,97 Meter lang, 4,65 Meter breit und bringt 14 Tonnen auf die Waage. Hier alle wissenswerten technischen Details der Vision auf einen Blick:


[Quelle]



Mein Test gliedert sich in drei Bereiche:


1. Das Schiffsdesign! Hier werde ich ein wenig auf den Look an und unter Deck sowie auf die verschiedenen Ausbauvarianten der Vision eingehen.

2. Die Ausstattung! Die Vision hat allerhand zu bieten, worin sie sich von den anderen Hausbooten der Flotte unterscheidet. Das macht vieles angenehmer und luxuriöser, es gibt aber auch einiges zu beachten.

3. Die Manövrierbarkeit! Ein Schiff dieser Größe will je nach Fahrgebiet in enge Liegeplätze, durch schmale Brücken oder in enge Schleusen bugsiert werden. Das neue Antriebskonzept und die Joystick-Steuerung für präzise Manöver stehen auf dem Prüfstand.



Legen wir los:


Das Schiffs-Design

Betrachtet man die Vision von außen wie von innen, sieht sie nun wirklich nicht danach aus was einem normalerweise durch den Kopf geht, wenn man zum ersten Mal das Wort "Hausboot" hört. Tatsächlich kommen alle LeBoat-Hausboote in einem sehr ansprechenden Design daher aber die Vision ist allen voraus. Als neuestes Boot aus der Feder des Designers orientiert sie sich an der Linienführung aktueller Fahrten- oder Motoryachten. Trotz ihrer Abmaße macht sie einen relativ sportlich-eleganten Eindruck. Sie vermittelt durchaus das Gefühl von Wertigkeit.




Geht man unter Deck, setzen sich die Eindrücke in gleicher Weise fort. Wie im aktuellen Yachtdesign setzt auch LeBoat auf helle Materialen unter Deck und möglichst viel Licht im Salon, wo sich der Boots-Alltag sozusagen abspielt und das Zusammensein stattfindet. Auf der Vision rahmen ausladende Panorama-Fenster den Salon ein, was mit einer sehr angenehmen Rundumsicht belohnt wird. Hat man sich einen schönen Liegeplatz ergattert, kann man den Rest der Liegezeit über die Aussicht vom Salon aus uneingeschränkt genießen.



Das mittlere, schwarz gerahmte Fenster lässt sich vollständig öffnen. Naht ein Anlegemanöver, gelangt man hier vom Salon aus flott auf den Bug an die Leinen. Der Tisch ist zur besseren Zugänglichkeit teilbar und kann für zwei weitere Schlafplätze umgerüstet werden. 

Die Panoramafenster bieten aber noch einen weiteren Vorteil. Herrscht draußen mal Schietwetter, kann man auch mit recht guter Übersicht nach Voraus und Querab vom inneren Steuerstand fahren. Scheibenwischer gibt es leider nur an einem Fenster und dieser deckt nur die halbe Scheibe ab. Je nachdem wie stark es regnet, ist die Sicht vom Salon aus also recht eingeschränkt. Ironischerweise bedeutet das, das man gerade bei starkem Regen am Außensteuerstand sitzen muss. Im Hochsommer bietet der Innensteuerstand aber die Möglichkeit sich im klimatisierten Salonbereich etwas abzukühlen. Allerdings sollte man den Innensteuerstand nur bemannen solange man sich auf offenem Gewässer befindet. Manöver, welcher Art auch immer, sollte, nein muss man vom oberen Steuerstand aus fahren. Dort ist nicht nur die nötige Übersicht gegeben, sondern nur dort steht auch der Joystick als Steuer-Interface zur Verfügung. 

Ein Merkmal der Vision SL gegenüber der "normalen" Vision ist der Niedergang (Treppe) im Salon, über den man an Deck gehen kann. Dieser bietet Vorteile, aber auch Nachteile. Einerseits ist es eine feine Sache, über die wirklich große Luke über den Niedergang an Deck zu gelangen, zum Beispiel wenn man dort oben beim Sonnenuntergang das Abendessen genießen möchte. Ruck zuck ist so alles an Deck geschafft und man muss es nicht erst durchs ganze Schiff tragen oder einen vergleichsweise sehr steilen Niedergang hochreichen. Die Kehrseite der Medaille ist, dass dadurch natürlich etwas Raum im Salon verloren geht. Auch die Sitzbank fällt dadurch etwas kürzer aus. Je nachdem mit welcher Personenzahl das Schiff belegt ist, kann das eine Rolle spielen.

Betritt man die Vision, läuft man von achtern nach vorn zum Salon im Bug durch einen Gang an den Kabinen vorbei. Je nach Modell der Vision sind hier zwei, drei oder vier Kabinen aneinander gereiht. Je mehr Kabinen, desto kleiner fallen diese jeweils aus. Wir hatten die Variante mit vier Kabinen und damit die kleinste. Im Vergleich zu den anderen Booten der Flotte steht aber nicht weniger Platz zur Verfügung. Man kann hier durchaus mit dem gewohnten Platzangebot an Bord eines Schiffs bis 15 Metern Länge rechnen. Auf jeder Charter-Segelyacht gleicher Größe ist das Platzangebot geringer.

In den Kabinen setzt sich die helle Optik aus dem Salon fort. Der Look versprüht ein gewisses Hotelflair oder erinnert auch an eine Kabine eines Kreuzfahrtschiffes.

Im Übrigen verfügt jede Kabine über ihre eigene Nasszelle. Auch diese ist ebenfalls im hellen Look gehalten und bietet mehr als genug Platz, verglichen mit Segelyachten oder den anderen Hausbooten der Flotte, wo es durchaus etwas enger zur Sache geht.







Unterm Strich kann man mit Fug und Recht sagen, dass die Vision optisch von außen wie auch innen sehr ansprechend designt ist. Der Rest der LeBoat-Flotte ist teils auch in hellem Look gehalten, garniert mit dunklen Mahagoni-Elementen. Manche Boote sind auch stärker in dunkler Mahagoni-Holz-Optik gehalten, was den vorangegangenen Yacht-Design-Tagen entspricht. Was man lieber mag ist letztlich Geschmackssache. Mir persönlich gefallen die traditionelleren Ausbauten sehr gut und dort fühle ich mich, egal ob Yacht oder Hausboot, immer sehr wohl. Das dunkle Holz versprüht eine heimelige Atmosphäre, aber auch das helle Design oder die Kombination aus beidem gefällt mir sehr gut. 

Als etwas störend empfanden wir die relativ gedämpfte Beleuchtung der Kabine. Diese war eher indirekt, was zwar auf den ersten Blick sehr gediegen aussieht, sich aber als etwas unpraktisch erweist. Um beispielsweise ein Kleidungsstück aus dem Schrank zu holen, musste man entweder eine Taschenlampe bemühen oder die Tür zur Nasszelle offen stehen lassen, um die recht gute Beleuchtung von dort auszunutzen. Beides eher umständlich. Auch die beiden Leseleuchten an den Kojen konnten da leider nicht helfen. Ein Spot über dem Schrank würde dieses Problem im Handumdrehen lösen. 

Ein paar mehr Kleiderhaken in der Kabine könnten auch nicht schaden und sind leider auch auf den anderen Hausbooten oft Mangelware. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau, denn ich bin, was das angeht, von Charteryachten etwas verwöhnt. Dort finden sich meist recht viele dieser kleinen Helferchen, die den Bord-Alltag etwas einfacher machen. 

Ansonsten bleiben beim Bewohnen der Kabinen keine Wünsche offen und es ist für alles gesorgt.

Hier noch ein Blick auf den Riss der Vision 4:


[Quelle]

Mehr von der Vision zu sehen ist beim virtuelle Rundgang auf der Homepage von LeBoat.




Die Austattung

Bei der Austattung der Vision bleiben keine Wünsche offen. Mehr Ausstattung an Bord eines Schiffs ist kaum machbar, wenn es sich nicht gerade um die neueste Errungenschaft von Herrn Abramowitsch handelt. Es ist für alles gesorgt. Eine Klimaanlage/Heizung mit unabhängiger Regelung für alle Kabinen und den Salon, ein Generator, der stets 230V-Bordstrom liefert (und die Klimaanlage betreibt), eine sehr gut ausgestattete Kombüse samt Mikrowelle, großem Kühlschrank und Gefriertruhe (richtig gelesen, eine Gefriertruhe und nicht nur ein Gefrierfach im Kühlschrank), Außenlautsprecher auf dem Sonnendeck, ein Bimini an Deck, das sogar von vorn nach achtern verschoben werden kann und Navigationskameras mit Bildschirmen an beiden Steuerständen sind am Start. Nicht zu vergessen der fest installierte Gasgrill, nebst Spülbecken und kleinem Getränke-Kühlschrank an Deck laden zum Verweilen auf dem Sonnendeck ein. 

Das klingt sehr aufregend, nicht wahr? Ist es auch. Aber wo es Licht gibt, da gibt es auch ein wenig Schatten. Der ganze technische Schnickschnack fußt natürlich auf einem entsprechend komplexen Bordnetz samt mehreren Bedienpanels und Bordcomputern. Damit muss man sich erst mal anfreunden und durchblicken. So manches Hausboot habe ich schon übernommen und die Bordeinweisung war stets innerhalb einer Viertelstunde abgelaufen, ohne das noch Fragen offen waren. Bei der Vision dauerte die Übernahme eine ganze Stunde und ich hatte so manche Frage. Von der Übernahme von Segelyachten mit vergleichbar aufwändigen Systemen an Bord habe ich bereits Erfahrung und bin daher durchaus einiges gewohnt. Dennoch musste ich ganz schön die Ohren aufsperren und auch manches Mal nachfragen, weil mir etwas nicht gleich klar war. Man sollte hier also eine gute Portion technisches Verständnis mitbringen, wenn man die Vision chartern möchte. Die Vision ist, was das angeht, kein Schiff für Einsteiger. Nicht nur ihre Abmaße machen sie für Einsteiger zur Herausforderung, auch die Handhabung der Schiffssysteme ist anspruchsvoller als beim Rest der Flotte.

Auch die eine oder andere Tücke versteckt sich darin. So erläutert uns LeBoat-Techniker Guido bei der Übernahme: Sollten wir am Steg das Landstromkabel anschließen, müssen wir unbedingt darauf achten, dass die Heizung/Klimaanlage zu diesem Zeitpunkt an der zentralen Steuereinheit abgeschaltet ist, da ansonsten am Steg die Sicherung rausfliegen könne und fortan alle Boote dort ohne Saft daliegen. 
Glaubt mir, den Schuh wollt ihr euch nicht anziehen. Allerdings glaube ich, dass man diese Gefahr mit der Bordelektronik hätte vermeiden können und der Landstrom erst geschaltet wird wenn die Klima/Heizung sich automatisch deaktiviert hat und anschließend wieder hochfährt. 

Auch die Fehlersuche an Bord, sollte mal etwas nicht wie erwartet funktionieren, gestaltet sich mit der umfassenden Elektronik aufwändiger. Allerdings steht für diesen Fall die telefonische Hotline der Basis zur Verfügung und normalerweise laufen die Boote gut und ohne nennenswerte Ausfälle. 

Hier ein Blick auf den Innensteuerstand samt Kamerasystem (die angesprochenen Bedienpanels sind leider nicht auf dem Bild zu sehen, aber im virtuellen Rundgang schon):






Sehr geil sind die Außenlautsprecher. Über den Fader des Autoradios am Innensteuerstand regelt man, wie sich die Lautstärke auf Salon und Sonnendeck verteilen soll. Außenlautsprecher sind einfach Spitze, ich liebe Außenlautsprecher. Es ist schon sehr geil, wenn man an Deck sitzt, gute Stimmung herrscht, man Spaß hat und dazu die richtige Mucke läuft. 

In den Kojen der Vision liegt man sehr gut. Bootstypisch sind sie eher hart. Aber mit vollwertigem Rost unter der Matratze klar über Standard im Bootsbau.

Möchte man im Sommer mal von Bord ins kühle Nass hüpfen, ist das die reinste Freude. Die Badeleiter lässt sich angenehm weit ins Wasser ausziehen. Auf diese Weise gelangt man ohne Probleme wieder an Bord. Außerdem bietet die Vision ganz yachtlike eine Heckdusche um sich vor dem Abtrocknen abzubrausen. Selbstverständlich steht auch warmes Wasser zur Verfügung.

Über die Kabinen und die Nasszellen habe ich ja bereits unter "Das Schiffsdesign" geschrieben. Wie gesagt gibt es hier nichts zu meckern und dass jede Kabine unabhängig in ihrer Temperatur an einem Bedienpanel geregelt werden kann, unterstreicht nochmal den gehobenen Charakter der Vision.

Je nach Kabinenzahl an Bord hat man in den Kabinen auch verschiedene Austattungsvarianten. Nicht nur mehr Stauraum, sondern auch Flachbild-Fernseher mit DVD-Player sind dann in den Kabinen zu finden. Bei unserer Vision mit vier Kabinen hatten wir einen Flachbildschirm im Salon mit automatischer Satellitenanlage. Wir haben ihn allerdings nicht benutzt. Nur bei der Einweisung haben wir ihn mal kurz in Betrieb genommen. Er zeigt ein optisch einwandfreies Bild, trotz schwieriger Empfangsverhältnisse. Wer also abends das ersehnte Fussball-Spiel, den Krimi oder die Familiensendung genießen möchte, kann dies ohne Weiteres einplanen.

Hier ein Blick in die Kombüse:




Platz für Sonnenanbeter gibt es an Deck zu Hauf. Abgesehen von den Sitzflächen, die auch als Liegeplätze verwendet werden können, gibt es die Möglichkeit, auf dem Vorschiff eine extra hierfür designte Fläche mit Liegepolstern auszustatten. Dort haben drei Personen bequem Platz. 

Für sinnvoll halte ich auch eine neue Art von Klampen, die auf der Vision installiert sind, oder zumindest auf dieser Vision installiert sind. Die Enden der Klampen bestehen aus Kunststoff. Sollte zu viel Last auf diese kommen oder sich in der Schleuse etwas verklemmen, das kann durchaus mal passieren, reißt nicht die gesamte Klampe aus dem Schiff oder das Schiff hängt an der Schleusenwand, nein, die Kunststoffteile wirken dann wie Sollbruchstellen und retten vor größerem Übel.




Eine Klampe mittschiffs zu beiden Seiten habe ich etwas vermisst. Bei einer Schiffslänge von 15 Metern sollte schon eine installiert sein. Andere Boote der restlichen Flotte auch mit weniger Länge haben eine solche zum Teil zu bieten.

In manchen Fahrgebieten ist das Ankern erlaubt. Das gilt dann natürlich auch für Hausboote. LeBoat hat sich nicht lumpen lassen und die Vision mit einer vollwertigen Ankeranlage ausgestattet, die einer Yacht in nichts nachsteht. An Bord ist ein für Hausboot-Reviere gut geeigneter Anker, samt elektrischer Ankerwinsch und 30 Meter Kette. Es steht einem entspannten Badestopp oder Kaffeekränzchen mitten auf dem See also nichts entgegen. Theoretisch wäre auch das Ankern über Nacht denkbar, wovon ich aber abraten würde. In den Karten, die an Bord sind, sind teilweise die Wassertiefen der Seen verzeichnet. Damit ein Anker zuverlässig hält, sollte die 5-fache Wassertiefe an Kette gelegt werden (denn eigentlich hält nicht der Anker das Schiff an Ort und Stelle sondern das Gewicht der Kette am Grund). Rechnet man sich das mal eben aus, braucht man zum sicheren Ankern mit den vorhandenen 30 Metern Kette also sechs Meter Wassertiefe oder weniger. Da die Wassertiefen aber nicht überall in den Karten verzeichnet sind (eine Abschätzung ist aber aufgrund des "Blautons" der Wasserfläche in der Karte möglich) bräuchte man zum sicheren Ankern ein Echolot über welches die Vision aber nicht verfügt. Allerdings meckere ich auch hier wieder auf hohem Niveau. Ob Ankern über Nacht seitens LeBoat zulässig ist, ist mir nicht bekannt. In das Ankergeschirr und die Bedienung wurden wir eingewiesen und uns wurde zumindest nichts Gegenteiliges mitgeteilt. Ohne Echolot würde ich nur zum nachmittäglichen Bade- oder Kaffeeankern raten, es sei denn, man ist sich absolut sicher, dass die Wassertiefe unter sechs Metern liegt. Trägt man sich mit dem Gedanken, über Nacht zu ankern würde ich ohnehin mal mit LeBoat vor Ort Rücksprache halten.


Abschließend kann man im Bereich Ausstattung sagen, dass die Vision keine Wünsche offen lässt und sich klar an den Gast mit gehobenen Ansprüchen richtet. Und das zu recht. Denn nicht nur der Komfort und die Ausstattung sind erste Sahne, man sollte als "Kapitän" auch den gehobenen Ansprüchen in Sachen Schiffsführung und Bordsysteme genügen, die die Vision voraussetzt. Einsteiger sollten erst einmal eine Tour mit einem der anderen Boote der LeBoat-Flotte unternehmen, um Erfahrung zu sammeln. Das bedeutet nicht, dass das Hausbooterlebnis und der Spaß geschmälert werden, denn LeBoat bietet ja mit ihrer zum Hotelsterne-System analogen Anker-Klassifikation für jeden Geschmack etwas. Von ganz schlicht bis gehoben ist alles dabei.



Die Manövrierbarkeit


Das Antriebskonzept der Vision unterscheidet sich etwas von dem, das ich bisher kennengelernt habe. Dass sie kein Ruderblatt hat, ist im Motoryacht-Bereich vollkommen normal, unterscheidet die Vision aber von den anderen Hausbooten und bringt mit sich, dass sich grundsätzlich die Schraube drehen muss, also etwas Schub anliegen, damit man sie steuern kann. Schaltet man in den Leerlauf, kann man folglich nicht steuern. Das ist kein Problem, man sollte es nur im Hinterkopf behalten. Es wird zum Steuern einfach die Schraube nach links oder rechts geschwenkt, wenn man am Steuerrad dreht, dadurch erfolgt die Richtungsänderung.

Der wesentliche Unterschied, von dem ich spreche, liegt aber woanders. Wechselt man von Vorwärtsfahrt über den Leerlauf in Rückwärtsfahrt, ändert die Schraube nicht ihren Drehsinn vom Uhrzeigersinn auf gegen den Uhrzeigersinn, sondern es wird vom Bordcomputer die ganze Schraubenanlage um 180° geschwenkt, sodass die Schraube das Schiff nicht mehr vorwärts drückt, sondern rückwärts. Ihr eigentlicher Drehsinn hat sich also gar nicht geändert, sie dreht quasi immer im Uhrzeigersinn und wird nur einfach einmal komplett geschwenkt. Das ist ein interessantes Konzept, bringt aber den Effekt mit sich, das das Schwenken um 180° auf Rückwärtsfahrt zwei, drei Sekunden dauert. Das ist auch nicht weiter problematisch. Wenn man das dank Einweisung weiß, wundert man sich auch nicht, warum es einfach einen Moment dauert, bis das Schiff reagiert. 

Puh, das klingt kompliziert, oder? Lass dich davon nicht ins Bockshorn jagen, es ist halb so wild.

Durch dieses Konzept ist es dem Steuermann möglich, die Vision auch in der Rückwärtsfahrt zu steuern ganz ähnlich dem Rückwärtsfahren mit dem Auto. Hier bietet die Vision gegenüber den anderen Booten der Flotte, die mit einem Ruderblatt ausgerüstet sind, einen klaren Vorteil. Diese können aufgrund ihrer Bauart von Rumpf und  Ruderblatt rückwärts nicht gesteuert werden.

Generell reagiert die Vision sehr direkt und präzise auf Lenkbewegungen am Steuerrad. Die Steuerung ist vollelektronisch und hat keinen Totbereich, auch kleinste Lenkbewegungen werden erkannt und zuverlässig umgesetzt. Die Hausboote der restlichen Flotte sind was das angeht etwas ungenauer, lassen sich aber auch sehr gut steuern. Von Anschlag bis Anschlag des Steuerrads ist es nur etwas mehr als eine volle Umdrehung. Bei jedem Auto ist es wesentlich mehr. Auch hier unterscheidet sich die Vision zur restlichen Flotte, bei der ebenfalls mehr Umdrehungen nötig sind. Gerade dies macht die Vision so agil.

Kommen wir aber nun zum Sahnestück der Vision. Die Joystick-Steuerung. Stehen Hafenmanöver an, die eine oder andere Schleuse oder enge Brücke, kann man sie zum Einsatz bringen. Verfügbar ist die Joystick-Steuerung nur an Deck. 

Der Joystick ist das Teil oben links im Bild:



Schaltet man von der regulären Steuervariante mit Gashebel und Steuerrad auf den Joystick um, steuert man das komplette Schiff nur mit diesem kleinen Ding. Dabei führt der Bordcomputer alle Befehle am Joystick zuverlässig und fein dosierbar aus. Der Joystick kann nach vorn und hinten gedrückt werden, dadurch führt die Vision Vorwärtsfahrt oder Rückwärtsfahrt aus. Gleiches ist nach links oder rechts möglich. Dann wird die Vision fast parallel nach links oder rechts versetzt. Sehr angenehm beim An- und Ablegen. Außerdem kann man den Joystick um die eigene Achse drehen, wodurch die Vision sogleich eine Pirouette vollführt, sich also um die eigene Achse dreht. So lässt sich auf engstem Raum wenden. Das macht in jedem Hafen was her, soviel kann ich verraten. Die Befehle können auch kombiniert werden. Zum Beispiel kann man das Schiff auch während der langsamen Fahrt um seine Achse drehen. Interessant, wenn man rückwärts in eine Lücke zwischen zwei Booten anlegen möchte.

Eines gibt es beim Joystick zu beachten. Schaltet man zwischen regulärer Steuerung und Joystick um, dauert das etwa 2-3 Sekunden. In dieser Zeit ist das Boot quasi manövrierunfähig. Daher sollte man den Zeitpunkt des Umschaltens bedacht wählen und nicht in den letzten Moment legen.


Mal eben Anlegen um an Land zu hüpfen? Mit dem Joystick das reinste Kinderspiel:

In enge Schleusen oder durch schmale Brücken kommt man mit dem Joystick recht easy. Auch Abdrift durch Seitenwind lässt sich mit dem Joystick sehr leicht ausgleichen. Der Joystick macht also gerade die etwas heiklen Momente wie Hafenmanöver wesentlich einfacher und nimmt ihnen den Schrecken. Insofern bin ich etwas hin- und hergerissen, ob ich die Vision nun für Anfänger empfehlen soll oder nicht. Auf der einen Seite stehen die anspruchsvolle Technik und das eine oder andere Wissen, was man im Hinterkopf behalten muss, wenn man mit der Vision an den Start geht. Auf der anderen Seite hat man den Joystick, der gerade die schwierigeren Manöver drastisch vereinfacht und das Schiff in diesem Sinne eigentlich für Einsteiger interessant macht, genug Fingerspitzengefühl und Gelassenheit vorausgesetzt. Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Selbstverständlich verfügt die Vision auch über ein Bugstrahlruder, ohne das der ganze Spaß mit dem Joystick gar nicht möglich wäre, das aber auch unabhängig vom Joystick betätigt werden kann. Das ist interessant, wenn man nur den Bug etwas zurechtstupsen möchte ohne gleich das ganze Schiff zu drehen. Während der Joystick aktiv ist, sind Gashebel und Steuerrad ohne Funktion. Das kann etwas verwirren, wenn man vom Joystick wieder zurückwechseln möchte und vergessen hat, dass man die Kontrolle erst umschalten muss, was aber nur mit einem Knopfdruck geschieht.




Fazit:

Als Fazit möchte ich gar keine großen Reden schwingen. Die Vision ist ein tolles Schiff. Sie lockt mit Komfort, Optik und guter Manövrierbarkeit. Auf der anderen Seite gibt es aber schon so einiges zu beachten, worüber man sich auf einem Boot der restlichen Flotte keinen Kopf machen muss. Dafür gibt es dort wiederum andere Themen mit denen man auf der Vision nicht zu kämpfen hat. Nicht zuletzt spielt auch der Geldbeutel eine Rolle, denn das Flaggschiff gibt es, wie es sich nun mal mit Flaggschiffen so verhält, nicht geschenkt. Wie bei guten Hotels will Komfort, Style und Technik entsprechend bezahlt werden. Mir hat meine Zeit auf der Vision viel Spaß gemacht und vor allem der Joystick hat es mir angetan, mit dem die Manöver sehr bequem zu meistern sind. Traut man sich die anspruchsvollere Handhabung der Vision zu, macht man mit ihr absolut nichts falsch. An LeBoat geht letztlich als Fazit meiner kurzen Erfahrung mit der Vision ihr eine Schrankbeleuchtung, vielleicht ein Echolot zu spendieren und die Verschaltung der Klima/Heizung mit dem Landstromanschluss zu optimieren. Damit hat es sich aber auch schon mit meiner Kritik an der Vision. Wie ich schon zu Anfangs des Fazits sagte: "Die Vision ist ein tolles Schiff!".

Ich hoffe euch gefällt mein Test der Vision und vielleicht ermuntert er ja den einen oder anderen mal das Thema Hausboot auszuprobieren. Ihr werdet mit Sicherheit viel Spaß haben. Mein Dank geht vor allem an LeBoat dafür, dass wir mit der Vision drei Tage lang die Mecklenburgische Seenplatte unsicher machen durften. Wir hatten eine tolle Zeit mit einem tollen Schiff. Außerdem geht ein Riesendank an Tanja von Reiseaufnahmen und ihren Freund und Hobby-Fotograf Stefan, denn von ihm stammen alle Bilder (bis auf eines) dieses Beitrags.


Euer Markus


2 Kommentare:

  1. Wir habe dieses Boot auch schon gefahren. Leider hat die Technik samt Joystick versagt. Innen top aussen flop finde ich. Der Bericht scheint zu einseitig geschrieben. Was ist mit einem ordentlichen Wind- und Regenschutz auf dem Oberdeck? Ich denke für große Gruppen gibt es durchaus andere prakterische Schiffe.

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  2. Hallo,

    schade das du findest der Test sei einseitig. Allerdings kann ich nur bewerten was ich selbst erlebt habe, alles andere wäre unseriös.

    Das bei euch die Technik versagt hat tut mir sehr leid, das ist aber sicher nicht die Regel. Hattet ihr mal versucht das komplette Bordsystem neu zu booten mit dem Hauptschlüssel? Natürlich kann man immer mal der Pechvogel sein, ging mir auch schon so.

    Deine Kritik was Regen-/Windschutz an Deck angeht kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wenn man Boot fährt scheint nicht immer die Sonne. Boot fahren ist eben ein Outdoor-Sport. Manche Boote aus der Flotte oder der Konkurrenz mögen einen entsprechenden Schutz bieten, die Regel ist das aber im Bootsbau nicht. Auf jeder Segelyacht stehst du im Regen am Ruder (jeder der mit aufgestelltem Bimini auf ner Segelyacht während der Fahrt unterwegs ist, handelt meiner Meinung nach fahrlässig, die Sicht ist einfach zu eingeschränkt). Motoryachten bieten bestimmt einen Regen-/Windschutz, aber sind nicht führerscheinfrei.

    Wie man es dreht und wendet, Boot fahren ist und bleibt ein Outdoor-Sport und da gibt´s halt nicht nur Sonne sondern auch Regen und Wind. Immerhin kann man unter Deck an den Innensteuerstand gehen, sofern keine Manöver anstehen.

    Es gibt ja entsprechend gute Regenkleidung die ohnehin auf die Packliste gehört wenn man bei einem Boots-Trip an den Start geht.

    Schlechtwetter gehört eben auch dazu, daher ist das für mich kein Bewertungskriterium das man an Deck nass werden könnte.

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