Hey Leute,
jetzt geht´s endlich an den Mehrteiler zu unserem Herbst-Törn in Kroatien Anfang Oktober 2014.
Mitten in der Nacht um 2:30 Uhr machen sich sechs Mann bei Germersheim mit einem VW-Bus auf die Socken Richtung Kroatien. 920 km breiten sich vor uns aus. Aber wir schieben Gas, es ist wenig Verkehr, keine Staus und durch Baustellen schlupfen wir wie geschmiert.
Um 12:30 Uhr sind wir nur noch sieben Kilometer vom Starthafen in Vrsar entfernt. Wir stoppen abrupt…Vollsperrung der Straße. Oh Backe, wasn´ jetzt los? Also steigen wir aus und latschen mal nach vorne um zu checken was zum Teufel sich zwischen uns und unseren Törn drängt. „Rally Croatia“ lesen wir auf dem Absperrschild und schon schrubbt laut röhrend im Drift ein Rallycar an uns vorbei. Der spontane Gedanke „Geeiil“ tritt sofort wieder beiseite als die Karre hinter der Biegung verschwindet und ich wieder an die restlichen sieben Kilometer denke.
Auf dem „Rally Croatia“ - Schild steht auch das die Sperrung bis 17:30 Uhr dauert und auf der Rückseite, ja es ist ein Wendeschild, kann ich sehen das da was von 20:30 Uhr steht. Es läuft mir eiskalt den Rücken runter. Mit Sorgenfalten auf der Stirn beten wir das sich eine göttliche Fügung einstellt. Wir helfen etwas nach und quatschen den Ordner an, der sich vorne an der Straße die Beine in den Bauch steht. Er meint das es sich momentan um einen Trainingslauf handelt, der in etwa einer halben Stunde gelaufen ist und vielleeeeicht machen sie dann nochmal die Sperrung auf bevor die eigentliche Rally startet. Wir beten erneut.
Der Druck auf die Ordner wächst enorm, denn hinter uns bildet sich bereits eine beachtliche Schlange aus Autos von Urlaubern als auch Einheimischen, Reisebussen, Motorrädern und was weis ich nicht noch allem. Es werden bereits Bierpaletten ausgeladen und auf dem Rasen neben der Absperrung kampiert. Wir haben Glück, etwa 35 Minuten später wird die Strecke für kurze Zeit wieder geöffnet und wir zischen die restlichen Kilometer voller Vorfreude nach Vrsar in die Marina zu AMS-Yachting, dem Charter-Anbieter unseres Vertrauens.
Also den VW-Bock auf den Parkplatz geknallt und gleich mal ab auf den Steg gewackelt. Christian und ich präsentieren unserer Crew stolz die EMA, unsere Yacht für die kommenden sieben Tage. Wir beide kennen EMA schon, auf ihr waren wir bereits unter anderem Skipper zwei mal auf Törn. Daher haben wir uns bewusst für unseren ersten eigenverantwortlichen Törn für die EMA entschieden. Ich, als frisch gebackener Skipper, wollte meine Aufmerksamkeit lieber ungeteilt der Crew, deren Sicherheit, Instruierung und dem Segeln widmen und mich dann während dessen nicht auch noch mit einem vollkommen unbekannten Schiff auseinandersetzen müssen. Außerdem wussten wir das die EMA, eine Beneteau Oceanis 43, ein verdammt schönes Schiff ist und das sie gut läuft. Auch das durchgelattete Groß hat seinen Reiz auf uns. Klar ist das beim Ein- und Ausreffen bissl Arbeit und auch beim Setzen und Bergen müssen zwei Mann nach vorn an den Baum, was bei Seegang durchaus abenteuerlich sein kann, aber dementsprechend auch Laune macht. Außerdem steht der Lappen einfach besser im Wind als ein Rollgroß.
Nach kurzer Wartezeit am Steg bekommen Christian und ich die Schiffseinweisung durch Pero von AMS, ich quittiere die Übergabe mit einer Unterschrift und die EMA ist unser. Während dessen hat die Crew schon mal das Gepäck beigekarrt. Schnell hieven wir den Kram an Bord, dann ruft wieder der VW-Bus für die Einkaufstour. Beim Supermarkt um die Ecke decken wir uns mit allem für die ganze Woche ein. Dann wird der Kühlschrank bestückt und alle Lebensmittel in den Schapps verstaut. Puh, nach der anstrengenden Anreise, dem Rally-Schock und dem kräftezehrenden Einkauf brauchen wir dringend ein kühles Bier. Also ab in die Plicht und auf den bevorstehenden Törn angestoßen.
Ausgelaufen wird erst am nächsten Tag, auch die Schiffseinweisung der Crew legen wir auf den nächsten Morgen angesichts der Erschöpfung und der fortgeschrittenen Zeit. Wir gehen gemütlich alle duschen und dann ab ins Restaurant. Dort wird uns mitten beim Futtern geistige Gewalt angetan. Eine schlecht dafür aber laut spielende Band, bestehend aus Schifferklavier, Posaune und noch irgendwas hat sich eingefunden und gibt Vollgas. Der Anlass ist wohl die eintrudelnde Hochzeitsgesellschaft. Wir versuchen zeitnah zu zahlen und trinken noch auf der EMA ein, zwei Bierchen, checken das Wetter für den nächsten Tag, stecken mal den Kurs und Entfernung auf der Seekarte ab und verabreden eine Uhrzeit zum Frühstücken. Dann geht’s ab in die Koje.
Nach einem Bombenfrühstück weisen Christian und ich die Crew ins Schiff ein. 1,5 Stunden später heißt das Kommando: „Seefesten Zustand herstellen und klar machen zum Auslaufen!“. Während die Crew, den Kopf noch voll von der Schiffseinweisung samt Knotenkunde, an und unter Deck herumwuselt um dem Kommando nachzukommen, Christian und Stefan das ganze unterstützend und ich im Kopf das alles im Auge behaltend und das Ablegemanöver planend, kommt bei spiegelglatter See klammheimlich ein Einhandsegler an und macht etwa zehn Meter entfernt längsseits am Stegkopf fest. Wir kriegen das gar nicht mit, denn man hört seine Maschine nicht und sind ja voll und ganz mit uns und unserem Schiff beschäftigt. Als ich ihn bemerke hat er bereits ganz entspannt eine Landverbindung hergestellt und vertäut die Yacht am Steg. Als er ne Minute später fertig ist, muss sich mir seinen Herüber-Ruf: „Segelt ihr zum ersten Mal?“ gefallen lassen. Wohl wissend (und innerlich die Augen verdrehend) was dieser Spruch andeuten soll antworte ich „Nee!“ worauf er mich erwartungsgemäß von oben herab belehrt: „Weil man sich nach guter Seemannschaft beim Anlegen hilft!“. Ich erspare mir eine Diskussion warum und wieso wir ihm keine Hilfe geleistet haben, normalerweise tun wir das nämlich sehr wohl und legen durchaus Wert auf gute Seemannschaft, und antworte nur „Es sah aber sehr professionell aus!“ und denke mir meinen Teil dazu!
Meine Crew, die Hälfte davon zum ersten Mal auf einer Yacht, soll sich ruhig mal auf das Schiff und das vor uns liegende konzentrieren und meine Gedanken sind beim Ablegemanöver und der entsprechenden Crew-Einteilung auch besser aufgehoben als beim Festmacher von Herrn Einhandsegler. Irgendwie irritierend das ausgerechnet ein Einhandsegler, einer der Königsklasse des Segelns sozusagen, in aller Regel stolz auf sein Können und das vor allem im Hafen beim Anlegen nur zu gern demonstrierend, sich darüber beschwert das ihm keiner seinen Festmacher abgenommen hat und das bei absolut idealen Bedingungen ohne Wind und Welle und reichlich Platz am Stegkopf. Naja, sei´s drum.
Während Herr Einhandsegler in der Plicht sitzend herrschaftlich frühstückt, legen wir unter seinem prüfenden Blick ein astreines Ablegemanöver hin und tuckern lächelnd gen offene See.
Kaum sind wir aus dem Hafen und richtig auf See sichten wir eine ganze Delphinschule. Die Kameraden kommen teilweise bis auf 20 Meter ans Schiff, geil, wenn das kein guter Anfang ist dann weis ich´s auch net.
Wir haben allerdings kaum Wind, gerade mal 6-8 Knoten. Aber da wir reichlich Zeit haben, setzen wir trotzdem das Groß und die Genua und machen bei halbem Wind zwei bis drei Knoten Fahrt. Das Wetter ist top und die Sonne steht am Himmel, was bietet sich da mehr an als ne Runde im Wasser zu chillen? Christian und ich richten hinter dem Schiff einen „Schlepp-Pool“ ein, mit zwei Leinen und einem Fender kein Hexenwerk, auf diese Weise geht bei zwei Knoten Fahrt auch niemand so leicht verloren. Ich übergebe die Schiffsführung an meinen Co-Skipper Christian und hüpfe samt meiner Test-Action-Cam VIRB Elite in den Schlepp-Pool.
Umgehend übergibt Christian die Schiffsführung an unseren Bootsmann Stefan und folgt in den Pool. Auch Mein Bruder Frank und Oli aka Lichtfreibeuter lassen es sich nicht nehmen und drehen ne Runde hinterm Schiff im Schlepp. Da der Wind nicht auffrischen will, schmeißen wir später notgedrungen die Maschine an und motoren den Rest der Strecke nach Veruda in die Anker-Bucht für die erste Nacht. Unterwegs machen wir schon mal auf dem Vorschiff das Dinghi startklar.
Kaum haben wir in der so gut wie leeren Bucht den Anker geschmissen, ist auch schon das Dinghi samt Außenborder im Wasser und ab geht die Post, soweit das mit 1,8 kW machbar ist. Als es langsam dämmert und frischer wird, stellt sich Hunger ein.
Frank und Klaus machen die Smuts und zaubern uns ein Chili vom feinsten.
Bei ein paar Bierchen checken wir nochmal die Wetterprognose für den kommenden Tag und werfen nen Blick auf die Seekarte. Die Vorhersage sieht vielversprechend aus, vorfreudig geht´s in die Koje.
Wer den Törn aus einem anderen Blickwinkel erleben möchte, der schaut einfach auf Oli´s Blog Lichtfreibeuter vorbei. Dort ist bereits seine komplette Reihe zum Herbsttörn erschienen. Absolut lesenswert :-) Christian und ich mussten mehr als einmal schmunzeln beim Schmökern seiner Artikel.
Hier geht´s zu seinem ersten Artikel über unsere Reise mit EMA.
Großer Dank gilt Oli ohnehin im Namen der Schiffsführung und der Crew. Denn Oli war für die Fotografie an Bord zuständig und hat einen bravorösen Job abgeliefert. Alle Bilder hier im Post (und den Folgenden) stammen von ihm.
Ich war aber auch nicht ganz untätig und habe dieses Video vom Törn geschnitten:
Also Augen auf und bis bald mit Teil 2 zum Törn.
Euer Markus
Hallo Markus,
AntwortenLöschenbin über facebook auf Deine Blog-Seite gelandet. Schöner Schreibstil. Auch ich "bloge" meine Törns auf meiner HP. Allerdings nicht so locker geschrieben und meiner Meinung nach sind meine Bilder auch mehr Schnapschüsse als schöne Fotos. Du scheinst jedenfalls ein gutes Auge zu haben, den die Bilder, die ich bisher gesehen habe und auch das Layout Deines Blogs gefallen mir gut.
Obwohl ich schon über 10 Jahr skippere, erinnere ich mich immer gerne an mein erstes Mal. Und wünsche mir, damals hätte es schon Blogs gegeben. Dann wäre der Törn sicher besser dokumentiert.
Dir noch viele schöne Törns. Und den Wind immer von der richtigen Seite.
Gruß
Charly
Ach ja: Vielleicht hättet Ihr beim Klarmachen vom Dinghi die Luftpumpe benutzen sollen ;) Auf dem Bild ist doch ein deutlicher Knick zu sehen.
Hallo Charly,
Löschenschön das dir mein Blog und Schreibstil gefallen :-)
Dieses Lob von einer Skipperin mit zehnjähriger Erfahrung zu hören macht natürlich stolz :-)
Ja mit dem Dinghi und dem Knick hast du recht. Nach dem klar machen, war das Teil eigentlich gut prall, denn die Luftpumpe kam auf jeden Fall zum Einsatz. Bis zum ins Wasser lassen ein paar Stunden später hatte es irgendwie wieder Luft verloren...das haben wir zwar bemerkt, aber drauf geschissen weil wir eh nur ein paar Runden in der Bucht drehen wollten :-) Am nächsten Tag haben wir es dann gleich wieder auf max. Druck gebracht und der hat dann auch glücklicherweise gehalten.
Da dir mein Blog usw. gefällt würde ich mich über ein "Like" auf Facebook freuen, dann bekommst du auch dort immer brühwarm mit wenn was neues online geht :-)
Viele Grüße
Markus
Wie heißt denn eigentlich dein Blog bzw. wie ist die Adresse? Das hast du gar net erwähnt in deinem Kommentar :-)
Löschen