Sonntag, 1. Juni 2014

Get on Board schielt Richtung ersten eigenen Törn! Skippertraining vor Kroatien - Teil 3


Moin Moin Leute,

heute geht’s weiter mit dem dritten und letzten Teil der Reihe zum Skippertraining in Kroatien.

Nach einer ruhigen Nacht in der ACI Marina Rovinj drehen sich unsere Gedanken nach dem Aufstehen um unsere Maschine und den scheiß Temperatur-Alarm. Beim Frühstück halten wir Kriegsrat. Wir beschließen ohne Wenn und Aber einen Techniker des Marina-Technik-Shops anzuheuern. Klaus und ich machen uns auf die Socken zu den Jungs dort und sprechen mit einem Techniker der nen sehr kompetenten Eindruck macht. Er nimmt unser Problem auf, vertröstet uns aber auf später, weil viel zu tun ist, grade alle Boote für die anbrechende Saison überholt werden, ein Kran ausgefallen und der Scheff noch unterwegs ist. Es wird also vermutlich erst zum Mittag klappen, dass ein Fachmann sich mal unser Sorgenkind vorknöpft. 

Also liegen wir weiter in der Marina und wissen nichts so recht mit uns anzufangen. Da es unklar ist, wann der Techniker kommt und ob er überhaupt kommen kann, beschließen Erik und Stefan doch am Thermostat anzugreifen. Er ist unsere letzte Chance die Kühlwirkung der Maschine noch zu pimpen und damit auch die letzte Hoffnung, falls kein Techniker kommen kann, das Gepiepse in den Griff zu bekommen. Christian und ich sind skeptisch, ob es eine gute Idee ist, die 18 Jahre alte Dichtung mit nem Schraubenzieher anzugehen, lassen uns aber breitschlagen. Klaus willigt auch ein, also ran an den Speck.


Beim Ausbau und dem Umherleuchten mit der Taschenlampe im Motorraum fällt Erik und Stefan plötzlich auf, dass aus einer Schlauchschelle leicht Wasser tropft. Das Ding ist nicht festgezogen und gehört natürlich zum inneren Kühlkreislauf. Häh? Aber warum ist dann noch Wasser im Ausgleichsbehälter? Den hatten wir doch gleich zu Beginn der Problematik gecheckt! Wir kucken uns das genauer an und merken, dass der Kühler des inneren Kreislaufs leer gelaufen ist, trotzdem aber Wasser im Ausgleichsbehälter steht. Die lose Schelle ist auf so einer blöden Höhe relativ zum Kühler und Ausgleichsbehälter eingebaut, dass dort das Wasser abfließen konnte und damit der Kühler leer laufen, aber kein Kühlwasser aus dem Ausgleichsbehälter nach floss. Also zack die Schelle festgeknallt und Kühler aufgefüllt. Natürlich kommt grade als wir stolz in der Plicht stehen der Techniker mit dem Dinghi angebrummt. Wir verkünden, dass wir den Fehler soeben gefunden und behoben haben und er leider für den Arsch angefahren ist. Das scheint ihn nicht weiter zu stören, er freut sich mit uns und darüber, dass er sich wieder dem kaputten Kran und den anderen Schiffen im Trockendock widmen darf. Mittlerweile ist es Mittag und da die Maschine nun laufen sollte, brennt uns der Tatendrang unter den Nägeln. Wir schmeißen den Bock an, laufen mit dem Plan am freien Steg An- und Ablegen zu üben aus der Box und dann….nichts, Stille, nur der schnurrende Motor und wir. Yes Baby, die Kiste läuft endlich. Wird auch verdammt nochmal Zeit, immerhin ist es schon Donnerstag und am Samstag reisen wir schon wieder ab. Also üben wir alle der Reihe nach am Steg längsseits anzulegen und anschließend den Steg achterlich anzulaufen. 


Okay, soweit so gut, wegen der fortgeschrittenen Stunde müssen wir aber schauen dass wir langsam mal weiter kommen. Also raus aus dem Hafen, die Wäsche raus und unter 12 Knoten Wind und strahlender Sonne nach Porec segeln. 





Auf dem Weg dorthin sichten wir Delphine. Etwa sechs bis acht der Kameraden lassen sich etwa 100 Meter entfernt vom Schiff blicken. 

In Porec ist nicht viel los und wir können uns wunderbar mit dem Heck an die Kaimauer direkt an der Stadtpromenade legen. Als wir in der Plicht hocken und ein, zwei Anleger reinschlenkern wird Erik plötzlich stutzig und starrt an Land. Die Tische eindeckende Bedienung vom Café an dem wir festgemacht haben scheint es ihm angetan zu haben. Nach einer Weile ist er sich sicher und verkündet: „Die kenn ich doch! Des gibt’s doch net. Das ist doch die Bedienung vom Ski-Hotel von vor drei Wochen!“. Es lässt ihm keine Ruhe, er braucht Gewissheit. Schnell an Land, ab zu der Tante und BINGO. Tatsächlich hat die junge Dame vor drei Wochen in dem Ski-Hotel gearbeitet und erinnert sich auch an Erik. Potzblitz, die Welt ist klein!




Wir genießen noch eine Weile die Sonne und das Promenadenflair. Ein lauter werdendes Rumoren erschüttert das Boot. Hunger! Die Smuts werden an den Herd komplimentiert mit der Bitte der unangenehmen Geräuschkulisse an Bord ein Ende zu setzen. Es gibt sogar eine Vorspeise, Christian kredenzt uns gefüllte Tomaten. Als Hauptgang gibt es Putengeschnetzeltes mit Reis. Dazu einen netten Rotwein.




Am nächsten Morgen wundern wir uns nach dem Frühstück über das Treiben am österreichischen Nachbarboot, das ein paar Liegeplätze weiter liegt. Die Besatzung huscht an Deck herum und starrt an verschiedenen Stellen leidenschaftlich ins Hafenbecken. Passanten sind auch schon irritiert. Plötzlich ist ein Crewmitglied sogar mit kompletter Taucherausrüstung am Start und versucht das Hafenbecken zu erforschen. Allerdings ohne Erfolg, der Bursche kommt einfach nicht runter. Scheinbar hat er den Bleigürtel zu Hause gelassen. Als ein Crewmitglied der Österreicher zu uns kommt und nach einem Stück Anker-Kette zur Beschwerung des Froschmanns fragt, können wir´s uns nicht verkneifen zu fragen, was das für ne Show ist, die da läuft. Einem Crewmitglied ist der Ehering vom Finger geflutscht und ruck zuck war das Kleinod im Hafenbecken verschwunden. Au Backe! Irgendwann müssen wir halt unsere Kette zurückfordern und den armen Kerl seinem Schicksal überlassen. Seine Frau sei ihm gnädig.

Am anderen Ende des Hafens liegt ein nettes Café mit eigener Kaimauer. Dort üben alle nochmal ausgiebig längsseits anzulegen, die Leinen zu werfen mit allem Drum und Dran. Die Café-Gäste sind ein begeistertes Publikum. Wir bekommen sogar Hilfe von Kleinkindern, die unsere Leinen um die Poller legen und dabei strahlen als fielen Weihnachten und Ostern dieses Jahr zusammen. So macht das Spaß. Nicht weit vom Kai gibt es noch ein Bojenfeld. Das nehmen wir auch noch als Übungsgelegenheit mit und jeder übt das achterliche Anlaufen einer Boje. Dabei veranschaulichen wir uns den Effekt eines beherzten Gasstoßes voraus bei hart gelegtem Ruder, der unser Heck locker zwei Meter in die gewünschte Richtung seitlich versetzt, ohne das Schiff in Fahrt zu setzen. Direkt angeströmtes Ruder...es lebe hoch!

Okay, wir müssen weiter. Also Segel raus und ab nach Umag zum Ausklarieren aus Kroatien und zum Tanken. 




Den Anleger an der Tankstelle fährt Erik. In Umag bietet sich nochmal bei der Meldestelle die Möglichkeit, längsseits anlegen zu üben und das machen wir auch. Diesmal mit verschärften Bedingungen. Ziel ist es, das Boot an der gewünschten Position genau und parallel zur Kaimauer zum Stillstand zu bringen. Daher werfen wir keine Leinen an Land, an denen wir das Schiff noch hätten ran ziehen können. Ein Hoch auf unsere Maschine die immer noch brav alles mit macht und schnurrt wie ein Kätzchen.

Jetzt geht’s weiter nach Piran zum Einklarieren in Slowenien, wo Stefan den achterlichen Anleger fährt. Dann gleich wieder die Segel hoch und ab nach Izola in den Heimathafen. Dort fährt Erik das gleiche Manöver. Unser Skippertraining ist gelaufen. Wehmütig wird uns klar, dass zwischen uns und der Heimfahrt nur noch ein Abendessen im Restaurant und eine Nacht in der Koje liegen. Naja, alles hat eben ein Ende. Alles in allem ist das Skippertraining sehr gelungen. Bis auf die Motorprobleme unter denen etwas die Hafenmanöver litten, war alles astrein. Man weiß nie wozu die Motorschrauberei mal gut ist. Normalerweise schraubt man ja auf einem Skippertraining nicht am Motor herum, insofern haben wir da noch was mitgenommen. 

Am Morgen machen wir noch ein Crewfoto, verabschieden uns und schon geht’s auf nach Hause.





Schon während dem Törn hatten wir uns überlegt, nochmal einen kleinen Übungstörn zu unternehmen und den Plan geschmiedet, ein verlängertes Wochenende auf dem Ijsselmeer komplett auf eigene Faust zu verbringen. Gut, dort gibt es keine Moorings sondern Dalben in den Häfen. Aber irgendwas ist ja immer. Dieses Vorhaben setzen wir in Kürze in die Tat um. Mitte Juni schippern wir mit einer Bavaria 35 auf dem Ijsselmeer rum. Den Skipper macht uns Stefan. Die Smuts sind bei diesem Trip arbeitslos, wir sind einfach mal so dekadent und gehen an den drei Abenden einfach lecker essen und kucken dabei WM-Fussball. Ein Crewshirt befindet sich auch bereits im Druck und wir sind schon ganz heiß. Natürlich könnt ihr auf Get on Board dann nachlesen, was wir alles bei den Holländern veranstaltet haben. 

Christian und ich haben uns mittlerweile auch dazu entschieden, einen ersten eigenen Törn im Herbst zu wagen und die Yacht habe ich grade vergangene Woche für den Herbst gechartert. Dabei werde ich Skipper sein und Christian Co-Skipper. Das Ziel rückt näher und mein Herz in die Hose. Vier furchtlose Besatzungsmitglieder haben schneller angeheuert als wir "Teufelskerle" sagen konnten und damit ist das Boot schon voll und in vier Monaten geht’s auf große Fahrt. Mittelmeer, schnall dich an, wir kommen!


Und hier auch das Video vom Skippertraining. Das Gehampel mit der GoPro an Bord hat sich gelohnt :D




Euer Markus 

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