Sonntag, 18. Mai 2014

Get on Board schielt Richtung ersten eigenen Törn! Skippertraining vor Kroatien - Teil 2


Hey Leute,

ich will gar nicht viele Wort vorab verlieren und knüpfe nahtlos an Teil 1 vom Blogpost zum Skippertraining an. Nachdem wir am Abend in der Bucht nach dem Ankern nachgehirnt haben, was wir am besten machen wegen der Geschichte mit dem Motoralarm, wurschtelt Klaus nochmal unter Deck in den Werkzeugkisten herum und fördert einen anderen älteren Impeller zu Tage. Der sieht ziemlich anders aus als der, den wir eingebaut hatten. Hmm, haben wir da wirklich das Richtige eingebaut? Haben wir überhaupt den richtigen Ersatzimpeller an Bord gehabt oder brauchen wir vielleicht doch was anderes? Naja, wir kucken nochmal unter den Deckel vom montierten Impeller und sehen, dass die Lamellen vom eingebauten Ersatzimpeller ja teilweise gegen die Laufrichtung umgeschlagen sind. Das soll so nicht sein, denken wir uns und basteln voller Hoffnung den gefundenen älteren, aber für gut befundenen Impeller ein, der beim Einbau auch viel geiler zu passen scheint. 

Ja...der Motor und wir sind mittlerweile ganz bekannt miteinander:






Ha, klar…falscher Impeller drin und so…logo muss der Bock da heiß laufen. Dass mit dem falschen Impeller trotzdem ein Haufen Kühlwasser hinten raus schwappt, blenden wir in dem Moment mal eben aus. Nach einer ruhigen, entspannten Nacht ruft der nächste Morgen. Heute haben wir Großes vor. Wir wollen von der Ankerbucht aus zur Insel Cres. Zielhafen dort ist Martinscica und dort in der Nähe wollten wir die vielgerühmte „Blaue Grotte“ in Augenschein nehmen. Christian wird an die Ankerwinsch abkommandiert und zerrt das Teil ans Tageslicht. 

Guten Morgen aus der Bucht:



Als wir unter Maschine aus der Bucht tuckern, um an den Wind zu kommen: *Piiiiiiiiiieeeeeep, Piiiiiiiiieeeeep, Piiiiiiiiiiieeeeep*. Der  Motoralarm hat uns nicht vergessen! Aber wir lassen uns davon jetzt mal nicht aus dem Konzept bringen, obwohl wir uns langsam ernsthaft anfangen zu fragen wie wir das mit den Hafenmanövern ohne zuverlässige Maschine veranstalten sollen.  Bei diesigem Wetter klemmt sich Christian nach dem Aufheißen der Segel ans Ruder und geht an den Wind, so laufen wir mit mäßigen 8 Knoten Wind noch ganz gut ab. Wie erwähnt setzt die Saphir Wind sehr gut in Fahrt um, wir kommen mit 5-6 Knoten voran. Als wir später Flaute schieben, das Wetter hat auch aufgeklart und die Sonne brennt uns auf die Rübe, kommen wir ins Grübeln wegen dem Motor und dem langen Schlag auf den wir uns gemacht haben. 

Flaute kann auch mal nett sein:





Wir brauchen unserer Meinung nach einen Techniker. Klaus sieht das auch so und telefoniert mal in verschiedenen Marinas herum, ob ein Service-Shop vorhanden ist und ob der offen hat. Im Zielhafen geht leider nix mit Shop und Hilfe, dafür aber in Veruda bei Pula, also in der Richtung aus der wir kommen. Der Wind frischt auf und wir fallen auf Vorwind-Kurs ab und Erik macht uns den Rudergänger. Einen schönen Schmetterling fahren wir, das kann sich sehen lassen und zwar frei Hand ohne ausgebaumte Genua. Allerdings ohne Bullenstander und natürlich kommt nach 1,5 Stunden am Ruder der kurze Moment ohne Konzentration. Ich sitze am Niedergang und bemerke zufällig, weil ich grade in diese Richtung kucke, das plötzlich Lose in die Talje kommt und der Baum sich schon beginnt auf den Weg zu machen. Eine Patenthalse ist im Anmarsch. Mehr als „ACHTUNG, ACHTUNG, ACHTUNG!!!“ gepaart mit Fingerzeigen und Gefuchtel bringe ich nicht zustande. Stefan ist geistesgegenwärtig zur Stelle, schnappt sich die Großschot und holt dicht, so schnell er kann. Meine Fresse Leute, dass war knapp. Der Spielraum, den man im Schmetterling zum Steuern hat, damit beide Segel sauber stehen, ist sehr eng und es fordert eine Menge Konzentration, das im Auge zu behalten. Ich denke, man sollte sich ohne Bullenstander auf Vorwindkurs oder Raumschots in vernünftigen Abständen am Steuerstand abwechseln. Ich persönlich bin Fan von Bullenstandern, wenn man einen längeren Schlag vor dem Wind läuft. Ich löse Erik ab bis kurz vor Veruda. Dort in der Einfahrt geht Klaus ans Ruder, da das Anlegen unter Maschine nicht lange dauern darf und zudem ein fetter Steinklotz an der allerbesten Stelle liegt und natürlich im Weg ist. 


Wenigstens ist er schön anzusehen, der Steinklotz:





Kaum sind wir fest, macht sich Klaus auf den Weg zum Shop, der hat allerdings schon geschlossen um 17:30 Uhr, es ist halt außerhalb der Saison. Das überrascht uns dementsprechend nicht und wir lassen uns erst mal das Anlegebier schmecken. Der Plan ist klar, essen gehen in das Restaurant nahe der Marina und dann am nächsten Morgen sofort den Shop belagern.





Die Nacht wird ungemütlich. Es weht etwas die Bora, dementsprechend ist das Boot die ganze Nacht in Bewegung und am Schaukeln, die Festmacher knarzen und es schwappt ständig Wasser an den Spiegel. Dazu gesellt sich dann auch noch Regen, der lautstark aufs Deck prasselt.

Am Morgen sind wir früh auf den Beinen, Frühstück rein und ab zum Shop. Klaus findet mit dem Techniker dort heraus was wir schon vermutet haben. Wir brauchen einen Yanmar Impeller, und der etwas ältere aus der Werkzeugkiste, der momentan eingebaut ist, ist auch einer. Der mit den umgeschlagenen Lamellen gehört in einen Volvo Penta. Wir hegen blauäugig die Hoffnung, dass ein nagelneuer, richtiger Yanmar Impeller unser Problem löst. Also wird einer bestellt, den wir aber erst um 12:30 Uhr in die Finger kriegen und einbauen. Wir verlassen um 13 Uhr Veruda und nehmen Kurs auf Rovinj. Kein Piepsen des Motors ertönt, obwohl wir ihn eine Weile laufen lassen bis wir Segel setzen. Wir haben wieder Sonne und Lufttemperaturen von 22°, meist mit raumem Wind mit 3-4 Beaufort und kommen dementsprechend ganz gut voran. Bei der Einfahrt nach Rovinj um 17:30 Uhr ist die Laune schnell im Keller, denn wir haben unverhofft ein lautes Piepsen im Ohr. Wieder nix mit Hafenmanövern. Wir laufen unter Segel bis tief ins Hafenbecken und ernten dafür Blicke in denen Anerkennung und Verwirrung miteinander Fangen spielen. 

Herzlich willkommen zurück in Rovinj:





Von Ron, dem Scheff von Segelreisen24 und früherem Autoschrauber, bekommen wir telefonisch den Tipp, den Thermostat auszubauen. Der könnte ja auch schuld sein, und wenn wir den rausbasteln kühlt die Maschine wenigstens maximal. Wir sind mittlerweile von der vielen erfolglosen Schrauberei und den telefonischen Tipps schwer genervt, immerhin sind wir vorrangig hier um Hafenmanöver zu üben. Wir nehmen aber trotzdem den Thermostat mal unter die Lupe. Allerdings lassen wir ihn in Ruhe, denn ihn aus seinem Gehäuse zu befreien würde bedeuten eine 18 Jahre alte überlackierte Dichtung mit dem Schraubenzieher aufbrechen zu müssen. Was machen wir denn wenn die Dichtung da keinen Bock drauf hat und einfach kaputt geht? Dann kriegen wir das nicht mehr ohne weiteres dicht. Wir sind zu keinen Mätzchen mehr bereit und beschließen am nächsten Morgen ohne Wenn und Aber beim Bootstechnik-Shop in der Marina Rovinj uns einen Techniker zu organisieren. 


Die Laune hebt sich, als es ans Abendessen geht. Der Weißkohl feiert sein Comeback. Diesmal mit Hackfleisch und Nudeln. Christian und ich verdingen uns als Smuts und ernten ein Lob für unsere Mühen am zweiflammigen Herd. Wir kommen nach dem Essen auf die Idee, mal einen Blick in mein GoPro-Rohmaterial zu riskieren und klicken mal den einen oder anderen Clip an. Skeptische, auf Amateuraufnahmen eingestellte Kinnladen klappen angesichts der Kamerafahrten und Bildqualität herunter. Seither höre ich mir regelmäßige Nachfragen an, wann das Video endlich geschnitten ist. Ich soll nicht so viel Bloggen, sondern lieber Video schneiden. Diese Schlawiner. 

So sieht das eben aus, wenn man mit der GoPro mit Herzblut bei der Sache ist:




Wir gehen mit Hoffnung und Sorgenfalten zugleich in die Kojen. Wieder kreisen unsere Gedanken um unsere Maschine und was aus unseren Hafenmanövern wird, wegen denen wir vorrangig hier sind.

Und schon sind wir wieder am Ende dieses Teils der Geschichte um fünf Segler und einen heißen Motor. Müssen sie ohne Hafenmanöver nach Hause fahren? Keine Hafenmanöver zu trainieren bedeutet für mich dass sofortige Aus für den eigenen Herbsttörn. Werden die Segler und der Motor noch Freunde? Es steht viel auf dem Spiel. Das kann euch nur Teil 3 der Geschichte verraten…demnächst, hier auf Get on Board.



Euer Markus

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