Hey Leute,
schon lange
hatte ich im Sinn einen Post über unseren Praxistörn in der Ostsee vom Juni 2013 zu schreiben. Wer die bisherigen Posts der Reihe "Auf Kurs zum
Skipper" auf Get on Board verfolgt hat, bei dem klingelts jetzt
vielleicht. Ich hatte den Ostseetörn darin schon mal angeschnitten.
Stefan,
Christian und ich hatten bereits die Prüfungen der SKS-Theorie und
SKS-Navigation auf dem Kerbholz und nun wollte noch die Praxis abgehakt werden. Wir
hätten auch mit unserer Bootsschule Aquafun nach
Malle zur Praxiswoche samt Prüfung fliegen können, aber das war uns etwas zu kostspielig.
Da war die heimische Ostsee doch attraktiver für uns.
In die Ostsee stachen wir
mit der Segelschule Segel-Praxis die wir durch
simples googlen gefunden hatten. Wir wussten das wir in die Ostsee wollten und
klapperten die verschiedenen Bootsschulen an der Ostseeküste im Internet ab.
Erwischt hat es dann Segel-Praxis ;-).
Die von
Stefanie und Stefan geleitete Segelschule verfügt über eine Bavaria 42 aus dem Jahr 2000 und hört passenderweise auf den Namen StefStef. Sie ist noch
hervorragend in Schuss und läuft sehr agil und direkt. Wer sich für Skipper-
oder Hafentrainings mit der StefStef interessiert, sollte wissen, dass sie über
kein Bugstrahlruder verfügt. Für mich wäre das für ein Training aber ein klarer
Pluspunkt.
Die gute
StefStef ist in der Chartervariante vom Stapel gelaufen. Im konkreten Fall
heißt das, das sich auf 42 Fuss ganze acht Personen tummeln. Stefanie und
Stefan mal rausgerechnet bietet die StefStef also Kojen für sechs Teilnehmer. In
der Woche in der wir die Praxiswoche gebucht hatten, war die StefStef zum Glück
nicht voll belegt. Ein Teilnehmer kam einfach nicht und war auch nicht zu
erreichen. Ein anderer Teilnehmer war nur für zwei Nächte an Bord weil er den SKS bereits hatte und angesichts eines Kurztörns als Skipper auf
dem Bodensee nochmal ein paar Hafenmanöver fahren wollte. Unterm Strich waren
wir also vier Teilnehmer statt sechs und das kam uns sehr entgegen. Zu sechst
wäre es doch ein bissl kuschelig an Bord geworden und außerdem blieb so auch mehr
Zeit für jeden Teilnehmer an Ruder und Schoten zum üben. Stefanie und Stefan
sind sehr flexibel was ihre Angebote angeht und ich würde euch empfehlen für
ein Skippertraining bzw. eine Praxisausbildung möglichst eine Crew von drei
oder vier Personen selbst zusammen zu suchen und dann die StefStef mit samt und
sonders zu chartern.
Die StefStef
liegt in ihrem Heimathafen in Heiligenhafen und von dort aus ging es los. Im
Kartenausschnitt könnt ihr euch anschauen welche Häfen wir angesteuert hatten:
Nachdem wir
samstags vor dem Ablegen noch eingekauft, die Kojen aufgeteilt, jeder seinen
Kram an Bord verstaut und die Bordeinweisung stattgefunden hatte, ging es los.
Als ersten Schlag segelten wir mit angenehmen Winden um die 15 Knoten durch den
Fehmarnsund (Meeresenge zwischen Deutschland und Fehmarn) nach Burgtiefe und
lagen dort die erste Nacht. Interessant war dabei gleich zu sehen wie das mit
den Fahrwassern und der entsprechenden Betonnung in der Praxis so von statten
geht.
Hier steuern
wir auf den Fehmarnsund zu:
Am Sonntagmorgen
stand dann Hafentraining für den Teilnehmer mit dem eigenen Törn an. Die Anderen
kümmerten sich während der Manöver um die Leinen und wie diese richtig geworfen
werden damit sie auch über die Klampen und Poller fliegen, wie es sich gehört
und nicht ins Wasser zwischen Schiff und Steg. Anschließend fuhren alle noch das
Mann über Bord-Manöver unter Maschine. Allerdings nicht in der normalen
Prüfungssituation, bei der nur eine Boje mit ner riesen Fahne dran über Bord
geschmissen wird, sondern eine lebensgroße Puppe. Und da sieht die Welt schon
ganz anders aus, wenn man versucht so einen Kameraden wieder an Bord zu bekommen.
Das Manöver selbst ist dabei nicht mal das Problem, sondern den Kollegen aus
dem Wasser an Bord zu kriegen. Durch reine Muskelkraft ist das gar nicht zu
machen. Man muss das Spifall benutzen und es mit einem Schäkel in das
Heisauge der Rettungsweste des Treibenden einpicken. Dabei hängt man selbst
sprichwörtlich über Bord und muss sich von einem Mitsegler sichern lassen. Hat
man den Kerl dann endlich an der Angel, wird er einfach über die Winsch an Bord
gekurbelt.
Da unser Übungsteilnehmer aber montags wieder von Bord musste und die StefStef nun mal
in Heiligenhafen liegt, segelten wir wieder dorthin zurück und lagen dort auf
Montag im Hafen.
Frisch
ausgeruht und nach einem ordentlichen Frühstück ging es dann richtig los. Ein
langer Schlag Richtung Nord-West nach Marstal der dänischen Insel Aero. Das war
ein klasse Schlag. Wir hatten super Wetter, 20 Knoten Wind und liefen meist am
Wind. Das macht natürlich Laune schön mit Krängung und einem Meter Welle bei
Sonnenschein durch die Ostsee zu rauschen. Hier konnte jeder ausgiebig Zeit am
Ruder verbringen und dabei so richtig Spaß haben. Dabei wurde auch Segeltrimmung
geübt und die entsprechenden Kommandos bei Wechsel des Windkurses.
Nach der Nacht
in Marstal ging es mittwochs mit einem kürzeren Schlag nach Aerosköbing. Eine etwas
weiter nordwestlich von Marstal gelegene Ortschaft auf Aero. Eigentlich war für
diesen Tag noch ausgiebiges Manövertraining vor Aero geplant, daher auch der
kurze Schlag. Allerdings machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung.
Es kamen zur zweiten Hälfte des Schlags sehr starke Winde auf und daher machten
wir, dass wir in den Hafen kamen. Auf dem Weg dorthin liefen wir bei 35 Knoten
Wind, nur zu einem Drittel ausgeholter
Fock und geborgenem Groß acht Knoten bei 1,5 Meter Welle. Das machte
zugegebenermaßen richtig Laune. Unser Mitsegler Stefan fühlte sich auf dem Vorschiff
am Mast beim Bergen und Auftuchen des Groß bei der ganzen Action wie neu geboren.
Aber aus den Manöverübungen wurde wegen dem Wind nix und so wetterten wir im
Hafen ab und sprachen zumindest die wichtigen Manöver unter Deck bei einem
Kaffee durch anstatt sie draußen zu fahren. Am Abend lies der Wind dann
wenigstens eine satte Grillorgie zu.
Da für den Mittwoch
dann der kürzere Schlag zurück nach Marstal anstand, fanden wir die Gelegenheit
Wenden, Halsen, Windkurse zu fahren und die entsprechenden Kommandos zu üben.
Mit Vorfahrtregeln muss man sich bei einem Törn in der Ostsee ohnehin permanent
auseinandersetzen und auch das Navigieren mit der Seekarte kommt nicht zu kurz, wenn
man verstehen will wie die Fahrwasser so gestrickt sind.
Nach der
Nacht auf Donnerstag in Marstal ging es wieder auf den langen Schlag zurück
nach Heiligenhafen, denn am Freitag fand die Prüfung statt. Also ab die Post
nach Heiligenhafen. Auch dieser lange Schlag war wieder toll zu segeln.
Ordentlich Wind um die 25 Knoten, am Wind Kurs und moderate Welle bei
leichter Bewölkung.
Vor Heiligenhafen, sozusagen in Prüfungsgewässern übten wir
alle dann nochmal ausgiebig alle für die Prüfung wichtigen Manöver und die Kommandosprache.
Halsen, Wenden, Wind- und Kompasskurse laufen, Mann über Bord unter Maschine
und unter Segel und auch das Beiliegen wurde geübt.
Danach war es
dringend nötig die nächste Kneipe anzulaufen, was Ordentliches zu
futtern und n paar Bier einzufüllen, denn uns brummte ganz schön der Schädel von der Überei nach dem langen und kräftezehrenden Schlag und der aufkommenden Nervenunruhe.
Die Nervosität war allerdings, wie sich herausstellte, vollkommen unbegründet.
Unser Prüfer war sehr entspannt und wir waren morgens gleich das erste Boot das zur
Prüfung auslief. Jeder von uns fuhr die Manöver recht sauber und auch das mit
der Kommandosprache klappte recht gut. Kleine Patzer, die wegen dem hohen Puls nicht
ganz zu vermeiden waren, wurden ohne Weiteres verziehen, schließlich waren
keine groben Schnitzer dabei und das worauf es ankam saß.
Und so kam es, das die
Prüfung recht schnell hinter uns lag und jeder hielt seinen Lappen in der Hand.
Jeder außer mir! Leider hatte der Prüfungsausschuss verrafft, dass ich die beim
ersten Versuch versemmelte Navigationsprüfung erfolgreich nachgeholt hatte
und mir schlicht keinen Schein ausgestellt. Nach ein bissl Herumtelefonieren am
Montag war das Problem aber schnell geklärt und ein paar Tage später hatte auch
ich meinen Lappen.
Als
Schlusswort kann ich nur schreiben, dass die Praxiswoche in der Ostsee durchaus
gelungen war. Noch etwas mehr Manövertraining wäre gut gewesen, aber was will
man machen, wenn das Wetter es nicht zulässt. Das Segeln mit der StefStef und Skipper Stefan war auf jeden Fall lustig und jeder von uns hat dabei
ordentlich was gelernt. Ich denke gerne an die Zeit in der Ostsee zurück, vor
allem da in einer Woche das Skippertraining vor Kroatien ansteht und der
Ostseetörn schon ein unglaubliches dreiviertel Jahr zurückliegt.
Ich hoffe euch hat der Post über den Ostseetörn gefallen und ich wie immer freue ich mich über Kommentare oder Fragen ;-)
Euer Markus
Fetzt :-)
AntwortenLöschenHallo Pilz Finder App :-)
LöschenDanke für die Blumen ;-) Schön das dir der Post gefallen hat.