Hey Leute,
weiter geht’s heute im Text für
den Sportküstenschifferschein (SKS) in meiner Serie „Auf Kurs zum Skipper“.
Diesmal ist der navigatorische Teil des Scheins an der Reihe. Was beim
theoretischen Anteil anfing, setzt sich hier fort. Beim SBF See reichte es noch,
popelig ein paar Kurse in einen Seekartenausschnitt einzutragen, Koordinaten
ablesen zu können und ETA auszurechnen (Estimated Time of Arrival). Wem das
Malen in der Seekarte beim Lernen für den SBF See Spaß gemacht hat, wird sich
beim SKS erst mal die Augen reiben. Zunächst mal hat man keinen kleinen
Kartenausschnitt mehr zur Navigation, sondern zwei ausgewachsene Seekarten.
Eine für die Nordsee und eine für die Ostsee. Soweit, so cool. Es gibt also Ostsee-Aufgaben
und Nordsee-Aufgaben. Was dann aber für Ernüchterung sorgt ist der Umstand,
dass die Nav-Aufgaben für den SKS viel, viel umfangreicher sind und daher die
Prüfung für die Navigation unabhängig von Theorie und Praxis abgenommen wird.
Man trägt eher wenig in die Seekarte ein, obwohl ein Aufgabenbogen bis zu 18 Aufgaben enthält. Es wird davon ausgegangen, wenn man den
SBF See bereits hat, genug Grips vorhanden ist, um Kurse und Positionen
einzutragen. Daher wird im Wesentlichen auf andere navigatorische Feinheiten
Wert gelegt. Zum Beispiel berechnet man in die Kurse noch Abdrift durch Wind
und Strömung ein und entsprechende "Beschickungen" als
Kurskorrekturen. Für den Stromversatz ist sogar ein Diagramm, auch
Strömungsdreieck genannt zu zeichnen, denn der Stromversatz und die Beschickung
werden nicht rechnerisch, sondern geometrisch ermittelt. Aber das geht ja noch.
Man muss verschiedene Eintragungen in der Seekarte erklären und kann froh sein
wenn es sich dabei nur um eine simple Boje handelt. Dazu kann man sich zwar die
zur Prüfung als Unterlage zugelassene INT 1 (ein Verzeichnis aller deutschen genormten
Seekartenzeichen) zur Hand nehmen, aber darin muss das Gesuchte auch erst
mal gefunden werden.
Man berechnet im navigatorischen
Teil relativ oft irgendwas oder beantwortet Fragen theoretischer Natur und
zeichnet weniger in der Seekarte. So richtig toll wird es, wenn man anfängt
Gezeitennavigation zu berechnen und dazu Tabellen wälzen, Referenzwasserstände
raussuchen, Zeitabweichungen beachten und das noch mit Kurs und Uhrzeit und
setzender Strömung unter einen Hut zu bringen hat. Ich werde in absehbarer Zeit
nicht in Gezeitenrevieren eigenverantwortlich unterwegs sein, soviel kann ich
euch sagen.
Verschärfend kommt bei der
Navigation für den SKS hinzu, dass merklich viele Stolperfallen raffiniert in
die Aufgaben eingearbeitet sind, man sich im Punktesystem aber nicht allzu
viele Fehltritte erlauben kann, das Zeitlimit für die Prüfung knapp ist und zu
allem Überfluss die Übungsbögen nicht mit den Prüfungsbögen identisch sind.
Unter all den ohnehin schon gegebenen Widrigkeiten bekommt man also auch noch
einen Prüfungsbogen vorgelegt, den man vorher noch nie gesehen hat. Auch das
ist ein Unterschied zum SBF See. Man muss also auch für den navigatorischen
Anteil des SKS genug Lern- und Übungszeit einrechnen und sollte jeden der Bögen
mindestens zwei Mal vollständig durchgeackert haben. Nur dann stellt sich das
nötige Verständnis und Routine ein und die Prüfung kann gepackt werden. Ich
weiß wovon ich spreche, bin ich doch beim ersten Versuch mit wehenden Fahnen
untergegangen. Mir wurden die Stolperfallen zum Verhängnis, die ich nicht
erkannte. Ohnehin war ich schon immer anfällig für Leichtsinnsfehler und daher
waren diese hinterlistigen Fallen in den Aufgaben doppelt gefährlich. Man sollte sich nicht wundern oder den Mut
verlieren, wenn man bei den ersten drei Bögen mal eben vier oder fünf Stunden
pro Bogen benötigt. Der gesetzte Zeitrahmen für den ganzen Spaß in der Prüfung
beträgt 90 Minuten. So lange ihr also beim Üben zu Hause außerhalb dieser 90
Minuten unterwegs seid, wisst ihr, dass ihr es noch nicht drauf habt. Ihr
merkt es schon...für die Navigation solltet ihr locker doppelt so viel Zeit
einplanen als für den Theorieteil. Die Geschichte muss einfach aus dem FF
sitzen, die Routine muss da sein, das Verständnis was die Jungs vom
Prüfungsausschuss wollen und was da auf der Seekarte überhaupt abgeht. Hilfreich
und zeitsparend sind dann zum Beispiel auch kleine Hilfen wie Post-its in den
Begleitheften für die entsprechenden Listen und Tabellen, denn Blättern kostet
in der Summe Zeit. Das summiert sich schnell zu ein paar Minuten auf, die ihr
in der Prüfung wenn es hart auf hart geht für wichtigeres besser gebrauchen
könnt. Zum Beispiel wenn ihr nachträglich merkt dass ihr in eine Falle getappt
seid, was aus der Karte radieren müsst und Korrekturen vornehmen. Es gibt zehn
Übungsbögen. Je fünf für Nord- und Ostsee. In den Übungsbögen (und den Prüfungsbögen
auch) verteilen sich pro Bogen bis zu 18 Aufgaben auf fünf Seiten. Diejenigen
unter euch die mitgedacht und in Geologie aufgepasst haben, werden sich
denken: „Moment…Gezeiten? Nordsee- und Ostseeaufgaben? Die Ostsee hat doch gar
keine Gezeiten! Ha wie geil!“. Ihr braucht euch keine Hoffnungen zu machen,
dass falls ihr in der Prüfung einen Ostsee-Bogen serviert bekommt, keine
Gezeitenaufgaben lösen müsst. Daran hat der Prüfungsausschuss natürlich gedacht
und die Ostseeaufgaben beinhalten als kleines Schmankerl zum Abschluss zwei bis
drei Gezeitenaufgaben die Nordsee betreffend.
So viel Input soweit von mir für euch um ein Gefühl für den navigatorischen Teil zu bekommen.
Ich hoffe, ich habe euch mit
meinem Post über den Nav-Teil des SKS nicht die blanke Angst ins Gesicht getrieben.
Letztlich ist alles nur eine Übungssache und wenn ihr euch entsprechend auf
euren Arsch setzt und das Zeug reinpaukt, übt und versteht ist das alles halb so
wild. Auch wenn das vielleicht so klingt ist es keine Raketenwissenschaft und
durchaus mit entsprechendem Aufwand machbar. Also nicht entmutigen lassen und
ran an den Speck ;-)
Euer Markus
Hallo,
AntwortenLöschenWir haben zu fünft den SKS gemacht, und ebenfalls fleissig (zusammen) geübt. Der Vorteil hier ist das man sich gegenseitig kontrollieren kann, und Fehler gleich besprechen und beheben kann.
Was wir kurz vor der Prüfung gemacht haben: mit Stoppuhr gearbeitet. Also...Uhr gestartet, erste Aufgaben gemacht, Uhr gestoppt, gewartet, bis alle fertig sind, mit allen die Ergebnisse verglichen, dann zur zweiten Aufgabe wieder die Stoppuhr laufen lassen....somit quasi die Netto-Bearbeitungszeit gemessen...und die sollte unter 90 Minuten bleiben....und dann muß man "nur" noch so sicher werden, daß die gefürchteten Folgefehler ausbleiben...
Also machbar ist es schon :=)