Sonntag, 7. Februar 2016

Get on Board auf der "Boot" 2016 - Mein Messe-Resümee




Hey Leute,

dieses Jahr wurde ich von der "Boot" dazu eingeladen, die Messe zu besuchen, mir alles anzuschauen und auch den frisch aus der Taufe gehobenen Abalone-Video-Award (dazu gibt´s hier nen separaten Artikel) zu besuchen und von allem zu berichten. Da sage ich natürlich nicht nein. Für mich war diese Einladung besonders aufregend, da ich es zuvor noch nie auf die "Boot" geschafft hatte. Messe-Premiere sozusagen.


Ende letzten Jahres habe ich mich in Hamburg auf der "Hanseboot" rumgetrieben, eine der drei Big Boys in Sachen Bootsmesse in Deutschland. Nachdem ich auf der "Boot" war kann ich allerdings mit Fug und Recht behaupten, die "Boot" ist fett. Verdammt fett! Die Messe ist unglaublich groß, was aber auch der Tatsache geschuldet ist, dass nicht nur diejenigen Bereiche stark vertreten sind, die unmittelbar mit dem Bootsbau zusammenhängen, sondern alles vertreten ist, was direkt oder indirekt mit Wassersport zu tun hat. So gibt es nicht nur Hallen für Segel- und Motoryachten, sondern auch fürs Kayaking, Kanu fahren, Tauchen, Wakeboarden, Kiten, Surfen und so weiter und so fort. Dazwischen immer mal wieder auch Stände, die mit dem jeweiligen Sport mehr oder weniger direkt zusammenhängen, zum Beispiel Taucherbrillen mit Dioptrien-Ausgleich, wasserdichte Drohnen oder Actioncams und Zubehör usw.. Manche dieser Hallen versprühen eher eine Art Basar-Charakter, denn hier wird Material für alle Sportarten mit starken Messe-Rabatten verkauft. Der Fokus liegt hier weniger auf der Präsentation der Artikel oder gar Neuvorstellungen, nein hier wird Kohle gemacht und jeder, der günstig an neues Material kommen möchte, sollte hier unbedingt vorbeischauen, es lohnt sich definitiv. Das gilt auch für Charterfreunde, denn in einer Halle tummeln sich zahlreiche Charteranbieter und locken ebenfalls mit Messe-Rabatten die sich teilweise gewaschen haben.

Unterwassergehäuse für die Spiegelreflex gefällig? Auf der Boot live und in Farbe mit Messe-Rabatt:

Karsten, Christian und ich sind dem Ruf der Messe gefolgt und haben uns am Eröffnungswochenende zwei Tage durch den Messetrubel treiben lassen und uns dabei so einiges näher angesehen. Dazu kann man gleich sagen, dass uns die beiden Tage nicht wirklich gereicht haben. Obwohl wir von morgens bis abends dort waren, haben wir es nicht geschafft, uns alles anzuschauen, was uns interessiert hat oder in alle Yachten reinzuschauen. Das lag teilweise am Andrang, so musste man bei manchen Werften Termine vereinbaren, um überhaupt auf die Yacht zu kommen und/oder ne Weile anstehen. Im Großen und Ganzen war das aber alles mit moderatem Zeitaufwand zu bewerkstelligen, länger als ne viertel Stunde haben wir eigentlich nie angestanden. Oft konnte man auch direkt auf die Schiffe. Den einen oder anderen Termin haben wir samstags für Sonntag vereinbart. Diese Terminvereinbarerei ist irgendwie nervig und wenn man nicht schnell genug ist, sind alle Termine flott vergriffen. Teilweise kann man sogar schon vor Messestart Termine  mit den jeweiligen Werften vereinbaren. Bei etwa 35-40% der Aussteller ging ohne Termin überhaupt nix. Oft musste man sich im Zuge dessen auch registrieren lassen und wird dann anschließend per Post oder E-Mail mit entsprechenden Zusendungen wie Preislisten beglückt, ohne die man auch gut leben könnte. Auch wenn man, wie ich, mit einem Messe-Presseausweis winkt und klar sein dürfte, dass ich nicht am Kauf einer 50 Fuß-Segelyacht interessiert bin, kommt man um dieses Programm nicht herum.




Die Messe ist wie gesagt riesig, so riesig, dass man, sofern man nur einen oder, wie wir, zwei Tage Zeit hat, nicht darum herum kommt sich vorher mit den Ausstellern zu befassen und sich klare Ziele setzen muss, um das auf die Reihe zu kriegen, worauf man Wert legt. Oder das alles ist wurscht und man kuckt sich spontan nur das an, was einem grade vor die Flinte kommt und interessant aussieht. Das kommt ganz drauf an, was man sich von der Messe verspricht und dort anstellen möchte.

Interessant sind auf der "Boot" die zahlreichen Weltpremieren verschiedener Werften. Das gibt es in der Größenordnung nur auf der "Boot" und keiner anderen Messe. Auf der "Hanseboot" musste man nach sowas suchen und die Segelyacht-Abteilung hatte ich dort in lockeren drei Stunden durch. Ohne Terminvergabe, da ich die wenigen terminpflichtigen Yachten links liegen gelassen hatte. Die ganze "Hanseboot" hatte ich locker innerhalb eines Tages aufgesogen, inklusive einem einstündigen Gesprächstermin bezüglich einer Kooperation bei Bier und Currywurst. Die Boot ist also eine etwas größere Baustelle und braucht daher auch entsprechend Zeit im persönlichen Kalender.




Interessiert man sich tatsächlich für einen Kauf einer Yacht, bietet die "Boot" die perfekte Plattform, um sich seine Favoriten mal der Reihe nach genau unter die Lupe zu nehmen und zu vergleichen. Wir waren verblüfft, wie oft wir auf Yachten entsprechende Familiengespräche aufschnappten.

Für Charterkunden wie unsereins ist die Messe zwar sehr schön, immerhin gibt´s reichlich was fürs Seglerherz und -auge, letztlich hat man aber nur begrenzt was davon, denn 95% dieser Schmuckstücke werden sich niemals im Charterbetrieb einfinden. Wer sich nur und ausschließlich für Charterschiffe interessiert, kann eigentlich recht flott die entsprechende Hand voll Werften abklappern wie zum Beispiel Bavaria, Hanse, Lagoon und so weiter.

Uns persönlich hat es viel Spaß gemacht, über die Yachten zu stromern und das alles in uns aufzusaugen, auch wenn wir tatsächlich nie einen Skipperfuß auf eine solche Yacht setzen werden.






Hier und da konnte man zwischen den ganzen Premieren und Ausstellungs-Stücken schon den einen oder anderen Trend herausschmecken. Beispielsweise fahren die großen Werften wohl gerade darauf ab, die Bugstahlruder nicht mehr als Tunnel im Bug zu verbauen, sondern lassen die Dinger aufwändig aus dem Rumpf schwenken. Diese Geschichte beäugten wir zunächst mal skeptisch... Ob sich diese Methode durchsetzen wird? Bei den "Rand-Werften" fiel uns ein eher positiver Trend auf: Mehr und mehr werden begehbare Solarpanels an Deck oder Hardtop verbaut. Diese speisen die Bordsysteme oder laden die Batterien, auch wenn mal länger die Maschine nicht läuft. Unserer Meinung nach ein längst überfälliger Trend, der aber bei den Big Playern noch nicht angekommen ist. Dort geht der Trend, mal abgesehen vom fragwürdigen Bugstrahlruder-Konzept, wie gehabt weg vom sinnvollen Pragmatismus hin zum Pomp. Die Salons und Kajüten gleichen Wohnzimmern, da lag sogar Teppichboden aus! Bei etwas Seegang sollte man sich da unten nicht aufhalten, denn Möglichkeiten, sich irgendwo mal festzuhalten gibt es praktisch keine. Die Kartentische werden zusehends kleiner und an Deck wandern die Instrumente vom Steuerstand an die Oberkante des Schotts vom Niedergang. Das sieht zwar irgendwie schick aus, der Rudergänger wird in Zukunft aber das Steiner brauchen um ablesen zu können, wie viel Wasser noch unterm Kiel ist, wie viel Fahrt das Schiff macht oder mit wie vielen Knoten der wahre Wind setzt. Naja, Segeln ist ja zum Glück ein Teamsport, da hat man eine schöne neue Aufgabe, die man an die Crew delegieren kann: Regelmäßig die Instrumente vorlesen zu lassen.

Zwischen den vielen Yachten, die geballten Eindrücke verschwimmen im Kopf schon zu einem Brei, finden sich immer mal wieder Perlen des Bootsbaus, die die Herzen höher schlagen lassen. Tolle Designs, moderne, traditionelle oder die Kombination aus beidem, wunderbare Holzarbeiten, man muss sie schon fast suchen zwischen den vielen Superlativen. 





Die Größe und Vielfalt der Messe gab uns auch die Möglichkeit, mal ausgiebig die Nase in Dinge zu stecken über die wir normalerweise ebendiese rümpfen ;) Zum Beispiel in der Halle der Dekadenz (Mega-Motoryachten) oder bei den Powerbooten und deren Motorisierung zum Niederknien.

Leider geil :)

So ein Dinghy wünsche ich mir zum Geburtstag :)

V8-Außenborder mit 627PS und Neonbeleuchtung gefällig? 

Abgesehen von den zahlreichen Ausstellungs-Stücken und dem angebotenen Equipment, besteht die Möglichkeit, zahlreichen interessanten und spannenden Vorträgen zu lauschen. Es besteht quasi ein Nonstop-Vortrags-Programm. 

Hier beispielsweise haben wir Hinnerk Weiler von Paulinchen Worldwide gelauscht:

Sehr gut am Konzept der Messe hat uns der Mitmach- und Ausprobiercharakter gefallen. So gibt es für viele Wassersportarten zum Beispiel in den Messehallen die Möglichkeit, den Spaß kostenfrei anzutesten. Es gab neben einer Wakeboard-Anlage, einem Segelbecken, einem Kanuparkour sogar einen Kletterpark und einen Tauchturm. Das kann sich sehen lassen und weiß zu beeindrucken. 


Hier der Kanu-Parkour nebst Indoor-Kletterpark

Ebenfalls lobenswert ist der große und durchaus liebevoll gestaltete Bereich zur Kinder-Bespaßung. Da ist einiges geboten und die Kleinen können sich ordentlich austoben.





Fazit:

Zum ersten Mal auf der "Boot" und dann auch noch als geladener Gast, das habe ich mir nicht entgehen lassen und direkt meine beiden Kumpels Christian und Karsten in's Schlepptau genommen. Die Messe war beeindruckend ob ihrer schieren Größe und Vielfalt. Da reichten unsere zwei Messetage eigentlich nicht. Wer den Messetrubel in vollen Zügen auskosten möchte, der muss schon drei oder mehr Tage einplanen. Außerdem sollte man sich damit anfreunden, den einen oder anderen Termin zur Besichtigung einer Yacht zu vereinbaren wenn man seinen Fuß auf das Schiff des Begehrens setzen möchte. Hat die Messe Spaß gemacht? Auf jeden Fall! Muss ich unbedingt schon in einem Jahr wieder am Start sein? Jein! Klar, auf der einen Seite macht so viel nautisches Material und Design auf einem Fleck viel Spaß, aber sieht man jedes Jahr dann wirklich was Neues, andere Trends? Wahrscheinlich nicht, vor allem wenn man sich parallel noch auf der "Hanseboot" und/oder der "Interboot" rumtreibt. Ein Besuch alle zwei Jahre reicht vermutlich aus, wenn man nur Augenmerk auf die Trends legt. Wer einfach Spaß daran hat, sich Boote und Yachten aller Größen und Austattungen anzusehen, für seinen Wassersport etwas Equipment kaufen oder Charter-Rabatte mitnehmen möchte, ist hier jedes Jahr definitiv gut aufgehoben. Wir werden denke ich wieder gerne zur "Boot" kommen. Ich persönlich kann es nicht lassen und plane schon jetzt den nächsten Messebesuch zur "Hanseboot" Ende diesen Jahres. Ob ich es zur "Interboot" kurz zuvor schaffe, weiß ich noch nicht. Die "Boot" 2017 wird bei mir vermutlich auch auf der Must-Have Liste stehen, zu sehr juckt es mich zu gegebener Zeit nach Yachten. Zu groß ist der Segelentzug und die Vorfreude auf den nächsten Törn zum Messezeitpunkt Ende Januar.

Wart ihr auch auf der Boot oder einer der anderen Messen? Was habt ihr für Trends festgestellt und was hat euch am Besten gefallen oder am wenigsten?

Bis dahin, euer Markus

2 Kommentare:

  1. Klasse Bericht, super Bilder, fantastische Yachten. In meiner Jugend war ich mit einer Segel-Yacht entlang der Brasilianischen Küste unterwegs, leider seit dem nicht mehr. Segeln ist einfach wundervoll!

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  2. Hallo Markus,

    ich war dieses Jahr auch zum ersten Mal auf der boot (obwohl ich seit vielen Jahren aktiv segle). Wenn man nur schauen will, gebe ich Dir absolut recht. Ich bin aber mit ein paar konkreten Themen gekommen, da erlebt man doch einiges. Meine Erfahrung findest Du auf meinem Blog http://mind-storm.de/eigentlich-mag-ich-ja-keine-messen/

    Ahoi!

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