Donnerstag, 15. November 2018

Abenteuerlicher Kurztörn im Ijsselmeer



*Dieser Artikel enthält unbezahlte Werbung*

Moin moin Leute,

im Juni hatte es uns mal wieder in eins unserer Lieblingsreviere verschlagen: Das Ijsselmeer in den Niederlanden. 

Für ein verlängertes Wochenende ist es dort herrlich und die Anfahrt aus dem mitteldeutschen Raum sehr überschaubar. Man kann dort auch locker eine Woche oder mehr verbringen, ohne dass es langweilig wird. Das Flair ist einfach toll, all die urigen Örtchen mit ihren stimmungsvollen Häfen. Seglerisch und wettertechnisch muss man dort zu jeder Zeit mit allem rechnen, Bedingungen wie im Mittelmeer können genauso vorherrschen wie Schietwetter aus der Nordsee. Zu sechst an Bord, bestand die Crew zu 50% aus kompletten Segelneueinsteigern. Hier mein kurzer Bericht über unseren Törn und die "brenzligen" Situationen in die wir uns manövrierten.


Am Anreisetag starteten wir nach der Übernahme der "Casanova" in der Sportmarina Stavoren erst mal gemütlich mit der Creweinweisung, bevor wir die Ehre hatten per Livestream am Laptop an Deck Zeitzeugen zu werden, wie sich die deutsche Nationalelf mit ihrer furiosen Leistung vorzeitig aus der WM zurückzog. Naja, man hatte es ja schon kommen sehen, es brach uns also nicht das Herz und es mussten auch an Bord keine Tränen getrocknet werden. Viel zu gut waren die Gespräche, roch die Seeluft, schmeckte das Bier und Abendessen, um den Kopf hängen zu lassen. Die Vorfreude auf die kommenden Tage auf See und die vielversprechende Wetterprognose ließ uns stattdessen Pläne auf der Seekarte schmieden bevor wir in die Kojen fielen.

Am nächsten Morgen begrüßte uns schon die Sonne an Deck und nach einem ausgedehnten Frühstück ging es dann auch los. Zunächst mal als lockeren Einstieg für unsere Segelnovizen unter halbem Wind in den Westen nach Enkhuizen. Ein absoluter Klassiker und immer ein lohnenswerter Besuch. Man sollte nur nicht zu spät kommen, wenn man in den alten Stadthafen möchte, die Plätze sind begrenzt und wie üblich liegen zahlreiche Schiffe im Päckchen. Wir lieben das einfach. Natürlich erkundeten wir wieder gemütlich gemeinsam das Örtchen und suchten uns ein nettes Restaurant für den Abend.






Auch am nächsten Morgen küsste die Sonne das Hafenbecken, sodass unser Frühstück im gemütlichen Hafen noch stimmungsvoller ausfiel als am Vortag.

Eigentlich setzten wir uns als Tagesziel Makkum, am Damm zur Nordsee, mussten allerdings ziemlich stramm aufkreuzen, sodass sich die Strecke zu sehr zog. Etwas zeitlich aufgehalten wurden wir durch ein kleines Intermezzo mit einer Sandbank bei Stavoren. Leider hielt ich eine rote Tonne unterwegs für eine Fahrwassertonne, allerdings handelte es sich tatsächlich um eine Begrenzungstonne einer Untiefe. Vor Stavoren sind diese Betonnungen nur einige Kabel von einander entfernt, ich hatte unsere Position weiter westlich eingeschätzt und obwohl wir zu diesem Zeitpunkt das Fahrwasser durchquert haben mussten, hatten wir bislang keine Tonnen trotz des guten Wetters gesichtet. Uns fiel dieser navigatorische Fauxpas dann aber recht schnell auf, als wir in Wellentälern dezent aufsetzten. Das Echolot hatte keinen Mucks von sich gegeben, was natürlich dazu beitrug die Situation nicht rechtzeitig zu erkennen. Naja, okay, keine Panik auf der Titanic. Maschine an, Segel runter und wieder ab Richtung tiefere Regionen, ungefähr 20 Meter entfernt. Nach wenigen Augenblicken, Gasstößen und Gewichtseinsatz der kompletten Crew kamen wir frei, wimmelten die als KNRM (niederländische Küstenwache) getarnten Piratenabschlepper ab und zogen wieder in tieferen Gefilden angekommen unsere Bahnen weiter unter Segel gen Norden. Mit unserem spontanen Krisenmanagement waren wir, im Nachhinein betrachtet, sehr zufrieden, auch über die ruhig und zielsicher abgelaufenen Maßnahmen und Handgriffe von uns und der Crew. Auf unseren "kleinen" Navigationsfehler sind wir weniger stolz, das hätte nicht passieren dürfen. Zum Glück bestand die Sandbank nur aus Sand und Schlick. Mittlerweile war die Distanz bis hoch nach Makkum zu ambitioniert. Kurzerhand entschieden wir uns nach Hindeloopen auszuweichen, etwas oberhalb von Stavoren, für uns eine neue Location. Sehr positiv überrascht waren wir dort von der riesigen und hervorragend ausstaffierten Sportmarina und zur späteren Stunde auch vom Örtchen selbst. Leider liegt die Marina für Wind sehr exponiert, was die Hafenmanöver durchaus verkomplizieren kann.

Am Meldesteg der Marina erwartete uns schon der zweite unvermittelte Adrenalinschub. Unser Schiff lag am Meldesteg längsseits, Christian und ich waren im Büro des Hafenmeisters während unsere Crew an Bord blieb. Während wir im Büro mit dem Hafenmeister über die grandiose Leistung unserer Nationalelf witzelten und uns einen Liegeplatz zuweisen ließen, fiel unserem Neueinsteiger Thorsten ein anderer Segler auf, der mit ordentlich Schmackes nahebei an unserer "Casanova" vorbeirauschte, in einer Gasse verschwand, wieder zurückkam, wieder vorbeirauschtee, wieder wendet und hinter uns etwas abenteuerlich an den Meldesteg ging. Kurz darauf legte er auch schon wieder ab, allerdings vorwärts und direkt in unsere Richtung, bei auflandigem Wind, ohne Spring oder so, sondern volle Fahrt voraus. Als er merkte, dass sein Manöver in die Hose geht, nix mehr zu retten war und sein Schiff in wenigen Augenblicken unser Heck rammen würde, war Thorsten der Mann der Stunde. Er hatte sich, ob der abenteuerlichen Performance dieses Seglers, unseren fettesten Fender als Lauffender parat gelegt. Die richtige Intuition ist Gold wert! Der Hafenmeister war, als er nur Sekunden zuvor die Situation sich anbahnen sah, erschrocken aufgesprungen und von uns dicht gefolgt nach draußen gerannt. Wir konnten gebannt beobachten wie dünn so ein großer Fender zwischen den beiden Booten werden kann und befürchteten, dass er gleich platzen würde. Nach dem Adrenalinschub stellte sich sofort große Freude bei uns ein, gefolgt von Wut und Unverständnis auf diesen Spezialisten, der auch noch ohne sich zu entschuldigen oder uns auch nur eines Blickes zu würdigen einfach davon fuhr. Thorsten hatte beide Boote vor massivem Schaden bewahrt und war nicht zu unrecht stolz auf seine Heldentat. Mehrere Runden wurden an diesem Abend zu seinen Ehren getrunken. 





Am nächsten Morgen ließen wir es entspannt angehen, konnten wieder gemütlich bei Sonnenschein im Cockpit frühstücken und dann in aller Ruhe aufbrechen. Heute stand Lemmer und die dort immer zu empfehlende Ortsdurchfahrt mit der Segelyacht auf dem Programm. Bis nach Lemmer konnten wir wieder mit über 20 Knoten Wind toll segeln. Im Juni und bei solch gutem Wetter ist die Promenade in Lemmer stets gut besucht und man hat daher zahlreiche Zuschauer bei der Vorbeifahrt bzw. dem Manövrieren vor Schleuse und Hebebrücken. Das hat schon was Besonderes. Leider fanden wir kein freies Plätzchen im Ortskern für einen kurzen Boxenstopp, um einen Eisbecher an Land zu ziehen, hatten aber dafür hinter einer der letzten Brücken Glück. Unvermittelt fanden wir dort einen Liegeplatz, in den unsere "Casanova" passt, als wenn er für sie gemacht wäre. Wir entscheiden uns hier die Nacht zu verbringen. Angepeilt hatten wir eine Marina etwas mehr landeinwärts, hatten aber durchaus auf einen Platz in Lemmer selbst spekuliert. 






An diesem schönen und schon letzten Abend an Bord war selbst kochen angesagt. In Gemeinschaftsarbeit und unter der scheffkochlichen Aufsicht von Thorsten fabrizierten wir hausgemachte Käsespätzle und alle aßen bis sprichwörtlich die Ranzen spannten.


Da die Ortsdurchfahrt allen so gut gefallen hatte, nahmen wir diesen Weg auch wieder retour als wir am nächsten Morgen nach einem, ihr ahnt es schon, ausgedehnten Frühstück im Cockpit bei Sonnenschein gefrühstückt hatten. Bei der Ausfahrt aus der Schleuse bei Lemmer zum Ijsselmeer gab es nochmal eine kurze Situation, die den Puls anhob als es einer Yacht hinter uns wohl nicht schnell genug ging, vor uns ihre Leinen los warf und uns recht nahe kam. Die Casanova hatt kein Bugstrahlruder und da dauert Ablegen je nach Situation halt eben ein Momentchen länger. Da unser letzter Tag, verbunden mit der Rückgabe der Yacht angebrochen war, segelten wir mit Kurs auf Stavoren, dieses mal ohne in die untiefe Zone des Schreckens abzurutschen, an der wir schön brav entlang segelten. Rote Tonne für rote Tonne und konnten dabei zufällig beobachten wie es heute einem Segler erging wie uns zuvor.






Am Ende des Törns können wir mit Fug und Recht sagen, dass es eine geile Zeit war, mit einigen Adrenalinmomenten, die wir so nicht gebraucht hätten, aber natürlich das Salz in der Suppe sind. Ansonsten konnten wir grandios segeln, alle hatten eine tolle Zeit, das Wetter war der Hammer und es wurde trotz permanent anliegenden 25 Knoten Wind und für das Ijsselmeer typische kappelige Welle keinem Crewmitglied schlecht. 



Wir freuen uns schon auf den nächsten Törn im Ijsselmeer, der im Mai 2019 ansteht. Ein ganz besonderes Boot haben wir hierfür aufgetan, werden zum ersten mal am Ijsselmeer 10 Tage unterwegs sein und auch mal auf die Nordsee rausfahren. Die Vorfreude hilft über die kalte Jahreszeit hinweg :).

Ich möchte an dieser Stelle auch noch großen Dank an Stefan S. richten, der einige dieser tollen Bilder geschossen hat und schon auf so manchem Törn bei uns dabei war und immer ein stets geschätztes Crewmitglied ist (nicht nur wegen der schönen Bilder).

Bis bald meine Freunde,

euer Markus.



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